„Geradliniger Katholik aus dem Osten Deutschlands“
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp würdigt verstorbenen Hans Joachim Meyer im Requiem in Potsdam
Im Requiem für Prof. Hans Joachim Meyer hat die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp, heute „dessen Geradlinigkeit und seinen in der Zeit der DDR erworbenen untrüglichen Sinn für die Achtung und den Respekt vor der Würde eines jeden Menschen“ gewürdigt. Meyer, von 1997 bis 2009 Präsident des ZdK, war am 29. März im Alter von 87 Jahren verstorben.
„Er handelte aus einer engen Verbindung seiner politischen Überzeugungen und seines Glaubens heraus“, sagte Stetter-Karp. „Ich denke ganz besonders an seinen Einsatz für die Schwangerenkonfliktberatung in Deutschland, für die Gründung von Donum Vitae. Ich denke aber auch daran, dass er zum ersten katholischen Präsidenten eines Ökumenischen Kirchentages in Deutschland wurde, 2003 in Berlin. Und ich denke an seine gleichermaßen mahnenden und auffordernden Worte an die Deutschen in Ost und West, eine gemeinsame, geschichtlich gewachsene Identität nach 1989 weiterzuentwickeln und sich wechselseitig zu wertschätzen.“
Die amtierende ZdK-Präsidentin erinnerte daran, wie Hans Joachim Meyer, „Katholik in der DDR, trotz aller Benachteiligungen durch staatliche Stellen zu seiner Kirche und zu seinem Glauben stand. Er engagierte sich als Christ – unter anderem als Mitglied der Dresdner Pastoralsynode in den 1970er Jahren und in den Jahren 1989/90 in hohem Maße für ein Miteinander der Katholiken in Ost und West. Im Frühjahr 1990 wurde er zum Vorsitzenden des Gemeinsamen Aktionsausschusses katholischer Christen in der DDR gewählt.“
Meyer, Minister in Berlin in der letzten, erstmals frei gewählten Regierung der DDR, und von 1990 bis 2002 Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, engagierte sich aus tiefer Überzeugung über einen längeren Zeitraum parallel im Amt des ZdK-Präsidenten: „Er wollte die neu gewonnenen Energien zur Verwirklichung von Demokratie, für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen“, sagte Stetter-Karp.
Die ZdK-Präsidentin nannte Meyer „einen kritischen Versöhner, gerade dort, wo die Wunden der über vierzig Jahren währenden deutsch-deutschen Teilung besonders zu spüren waren. Sein Glaube half ihm, herrschaftsfreie Räume zu schaffen und sie zu schätzen, wo er sie bereits vorfand. Für ihn zählte immer die Kraft des besseren Arguments. Wie gut wäre es, diese Haltung heute neu als selbstverständliche Basis der Auseinandersetzungen in Politik und Gesellschaft zu erleben.“
Stetter-Karp sagte, das ZdK sei Hans Joachim Meyer „für so vieles unendlich dankbar. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren und uns an den Mann erinnern, der uns als Ostdeutscher lehrte, wie wir gemeinsam und versöhnt in diesem Land in eine gute Zukunft gehen können. Mögen sich viele an seine Worte und Taten erinnern.“
In Potsdam würdigten heute auch der Ministerpräsident von Sachsen, Michael Kretschmer, der Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch und die Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin, Dr. Karlies Abmeier, den Verstorbenen.
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