„Er stand für das Zusammenwachsen der Katholiken in Ost und West“
ZdK trauert um seinen ehemaligen Präsidenten Hans Joachim Meyer
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) trauert um seinen ehemaligen Präsidenten, Prof. Hans Joachim Meyer, der am 29. März 2024 im Alter von 87 Jahren verstorben ist. „Hans Joachim Meyer war als Präsident mit ostdeutscher Biografie ein Glücksfall für das ZdK“, sagt ZdK-Präsidentin Dr. Irme Stetter-Karp. „Er hatte maßgeblichen Einfluss auf das Zusammenwachsen der Katholiken in Ost und West, verstand es, Lebenswelten zusammenzuführen und mit brillanten Analysen der deutsch-deutschen Wirklichkeit für ein wechselseitiges Verstehen zu werben.“
Meyer hatte das Amt des ZdK-Präsidenten von 1997 bis 2009 inne. Seit November 1990 war er Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses des ZdK, seit 1992 Vizepräsident, bevor er fünf Jahre später an die Spitze des Verbandes gewählt wurde. Von 1990 bis 2002 war er– teils parallel zu diesem fordernden Ehrenamt – Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst (CDU), zuvor von April bis Oktober 1990 in der einzigen frei gewählten Regierung der DDR unter Lothar de Maizière Minister für Bildung und Wissenschaft. 2017 wurde er mit dem päpstlichen Gregorius-Orden ausgezeichnet.
Unmittelbar nach der Friedlichen Revolution im Herbst 1989 hatte der neu gegründete Gemeinsame Aktionsausschuss katholischer Christen in der DDR Hans Joachim Meyer im Frühjahr 1990 zum Vorsitzenden gewählt. „In dieser Position trat er mit großer Umsicht und Kenntnisreichtum für die Einigung der katholischen Laienbewegung in Deutschland ein, die er maßgeblich voranbrachte“, sagt Stetter-Karp.
Als Katholik in der DDR aufgewachsen, stand Meyer trotz aller persönlichen Benachteiligungen durch staatliche Stellen zu seiner Kirche und seinem Glauben. So engagierte er sich als führende Laienpersönlichkeit in seiner Kirche, unter anderem zwischen 1973 und 1975 als Mitglied der Dresdner Pastoralsynode. Nicht zuletzt aufgrund seiner Erfahrungen in der DDR war ihm die Ökumene ein Anliegen. Den Ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin gestaltete er als dessen katholischer Präsident und setzte damit für die ökumenische Zusammenarbeit ein Zeichen.
„Wie gut es Hans Joachim Meyer verstand, dem Katholischen eine politisch relevante Stimme in der Gesellschaft zu geben, sahen viele Menschen im Jahr 1999. Im Konflikt mit Rom um die Schwangerenkonfliktberatung in Deutschland stand er hinter der Gründung des Beratungsvereins Donum Vitae. Die Hauptinitiative dazu kam aus dem ZdK, und Meyer stand dafür ein, dass sich verantwortungsvolle Katholizität auch darin beweisen musste, sich für ein bleibendes Engagement in diesem Bereich stark zu machen. Dafür war er bereit, den Konflikt mit Bischöfen und Kardinälen auszuhalten und auszutragen“, sagt die ZdK-Präsidentin.
„Hans Joachim Meyer hat den Laienkatholizismus am Beginn des neuen Jahrtausends und an einem Wendepunkt deutscher Geschichte maßgeblich geprägt“, so Stetter-Karp. „Er lebte und handelte aus einer engen Verbindung seiner politischen Überzeugungen und seines Glaubens heraus. Durch seine Geradlinigkeit und seinen in der Zeit der DDR erworbenen untrüglichen Sinn für die Achtung und den Respekt vor der Würde jedes Menschen hat er sich bei allen politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Kräften in Deutschland höchsten Respekt erworben. Wir sind dem Vorbild und Lebenswerk von Hans Joachim Meyer verpflichtet. Wir trauern mit seiner Familie und gedenken seiner im Gebet.“
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