„Ein Menschenfischer in der Bonner Republik“

Rede der ZdK-Präsidentin Dr. Irme Stetter-Karp beim Requiem für Dr. Friedrich Kronenberg in Bonn - es gilt das gesprochene Wort

Liebe Frau Kronenberg, liebe Familie, 

liebe Frau Dr. Gilles als Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, lieber Pater Dr. Langendörfer,

liebe ehemalige und amtierende Präsidiumsmitglieder des ZdK, Generalsekretäre sowie

ehemalige und aktive Mitarbeitende des Generalsekretariats, 

lieber Herr Dr. Hagemann, 

lieber Freundeskreis des Verstorbenen, liebe Trauergemeinde,

 

wir nehmen heute Abschied von einem Mann, dessen Engagement im Zentralkomitee der deutschen Katholiken viele Jahrzehnte unserer Arbeit und unserer Wirkung in der Gesellschaft geprägt hat. Ich denke, wir können drei Dinge von unserem langjährigen Generalsekretär lernen. Nämlich: 

- dass der Glaube Berge versetzen kann,

- dass es darum geht, Menschen zu gewinnen und …

- dass Vertrauen die Grundlage von allem ist.

Dr. Friedrich Kronenberg hat 33 Jahre als Generalsekretär des ZdK gewirkt. Seine Arbeit war getragen von einem tiefen Glauben daran, die Botschaft Jesu in konkretes Handeln umzusetzen. „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!“ – das hat Jesus der Überlieferung nach seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern aufgegeben. Diese Liebe hat auch eine politische, eine gesellschaftliche Dimension. Aus dieser Liebe heraus hat Friedrich Kronenberg sich für eine lebendige Kirche eingesetzt. Er hat die Würzburger Synode beflügelt, die Katholikentage geprägt und er hat den Weg zu den Ökumenischen Kirchentagen in Deutschland bereitet. Denn auf dem Weg zum 1. Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin war es längst noch nicht ausgemacht, dass ihm weitere ÖKTs folgen würden.

Aus dieser Liebe entsprang auch sein großes Engagement für Frieden und Aussöhnung in Deutschland und in Europa nach den Verheerungen der Nazizeit und des Zweiten Weltkriegs. So wurde er Wegbereiter der Solidaritätsaktion Renovabis, Präsident des Maximilian-Kolbe-Werks, Unterstützer der Gründung des „Gesprächskreises Juden und Christen“ beim ZdK – und so vieles mehr. Ja, er hat Berge versetzt durch seinen tiefen Glauben! Und er hat damit Grundlagen geschaffen, die die Arbeit des ZdK bis heute prägen. Wir erkennen das auch daran, wie viele Weggefährten seiner aktiven Zeit im Bundestag und im ZdK heute hier sind. Ebenso gilt dies für die, die ihm nachgefolgt sind: in den Verbänden, Organisationen, im Haupt- und Ehrenamt des ZdK.

Menschenfischer zu sein – auch das gehört zur Nachfolge im Geist Jesu Christi. Friedrich Kronenberg war bekannt dafür, Ideen im Gespräch zu entwickeln und zu festigen, Netzwerke zu knüpfen, auf Menschen zu setzen, mit denen er Projekte verwirklichte. Das Telefon war sein Werkzeug. Wer ihn auf ein bestimmtes Thema, ein Vorhaben ansprach, bemerkte, dass er stets alles präsent hatte. Friedrich Kronenberg war ein Mann des Überblicks. Aber mindestens ebenso intensiv war er ein Mann der Verbindungen und der Verbindlichkeit.  Er war damit auch ein Menschenfischer in der Bonner Republik. Von seinem Schreibtisch in der Hochkreuzallee 246 aus sah er ins Siebengebirge. Am Fuße des Drachenfels wohnte Konrad Adenauer. Ein unsichtbares Band hielt den Laien-Katholizismus und die Union in diesen Jahren. Man war aufeinander bezogen und rieb sich doch auch aneinander. So konnte man Friedrich Kronenberg später immer wieder sagen hören: „Also, unter Adenauer war das damals so und so…“. Der Generalsekretär des ZdK wurde zum wichtigen Chronisten der Bonner Republik. Dieses Wissen, diese Erfahrung Kronenbergs prägt uns im ZdK – auch wenn uns sehr bewusst ist, dass die Welt heute eine andere ist. 

Womit ich beim dritten Punkt bin: Vertrauen ist die Grundlage von allem. Friedrich Kronenberg suchte und fand Vertraute. Das war die Voraussetzung für das Gelingen von so vielen Dingen. In Zeiten der Krise, der Auseinandersetzung, war das von besonderer Bedeutung. Ich habe ihn in lebhafter Erinnerung aus jener Zeit, als sich der Konflikt zwischen Rom und der katholischen Kirche in Deutschland um die Schwangerenkonfliktberatung zuspitzte. Sein Einsatz für Donum Vitae entsprang seiner tiefen Überzeugung, dass eine katholische Stimme in der staatlich anerkannten Beratung erhalten bleiben musste. Dafür war er bereit, Angriffe und Konflikte auf sich zu nehmen. Er war ein Überzeugter. Und er war ein Vertrauender auf die Liebe Gottes. Sein Engagement trug Früchte. 

Das ZdK gedenkt einer herausragenden Persönlichkeit des Katholizismus in Deutschland. Sein zentrales Anliegen, die Kirche mit der Welt und die Welt mit der Kirche zu verbinden, ehren und achten wir. Es ist uns – es ist mir – Auftrag für die Zukunft. 

Rede „Ein Menschenfischer in der Bonner Republik” als Pdf

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