Schafft endlich Bildungsgerechtigkeit!
ZdK-Thema des Monats September 2024
Auch 2024 zeigen sich zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres wieder die Defizite unseres Bildungs- und Berufssystem: Wenn einerseits viele Ausbildungsplätze unbesetzt, aber gleichzeitig 17 Prozent der jungen Erwachsenen ohne Ausbildung und Berufsabschluss bleiben, läuft offensichtlich etwas schief. Für diese 2,64 Millionen jungen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung oder Studium erhöht sich das Risiko von prekärer Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Armut ganz entscheidend. Ihre Möglichkeiten, sich zu entfalten und ihre Talente erfolgreich in die Gesellschaft und die Wirtschaft einzubringen, sind stark eingeschränkt.
Es ist deshalb ein Hoffnungszeichen, dass der Etat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung 2025 höher angesetzt ist als im Vorjahr. Ganz besonders wichtig: Durch das „Startchancen-Programm“ erhalten rund 4000 Schulen in herausfordernden Lagen besondere Unterstützung. Darauf haben wir beim ZdK lange gewartet – und uns für dieses Startchancen-Programm stark gemacht!
Wir brauchen nichts weniger als eine Bildungstransformation in Deutschland. Und das heißt: eine ganzheitliche Förderung von der Kita über die Schule bis ins Erwerbsleben. Wir brauchen den Abbau von Bildungshemmnissen (zum Beispiel beim Spracherwerb) und Teilhabebarrieren vor allem für Zugwanderte junge Menschen oder für Menschen mit Beeinträchtigungen. Und zwar ab dem Vorschulalter! Es kann nicht hingenommen werden, dass eine zunehmende Zahl junger Menschen ohne Schulabschluss bleibt und damit ein Übergang in die Berufsausbildung extrem schwer wird.
Als ZdK-Sachbereich „Bildung, Kultur, Medien“ haben wir diese Forderungen zuletzt auf unserem Podium zur Bildungsgerechtigkeit vor wenigen Wochen auf dem Katholikentag in Erfurt in die öffentliche und kirchliche Debatte eingebracht. Wir sehen im Startchancen-Programm von Bund und Ländern einen lange fälligen und wichtigen Ansatz, um die Zusammenarbeit aller Akteur*innen im Bildungssystem zu verbessern. Auch die frühe Bildung in den Kitas muss mit Bundesmitteln endlich stärker gefördert werden. Besonders dringend brauchen wir dafür aller Orten mehr pädagogische Fachkräfte.
Ein entscheidender Beitrag für mehr Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit wäre eine Kindergrundsicherung. Denn Armut ist laut Nationalem Bildungsbericht 2024 auch weiterhin der zentrale Faktor, der junge Menschen in ihrer Entfaltung und ihrem Bildungserfolg hindert. Doch die Bundesregierung ist von der Umsetzung dieser Grundsicherung meilenweit entfernt. Als ZdK haben wir uns zur Schlüsselfunktion dieses ehemals ambitionierten politischen Vorhabens vielfach geäußert, unter anderem in einem Beschluss der Vollversammlung. Unser Appell an die Bundesregierung: Nehmen Sie das Projekt Kindergrundsicherung wieder auf die Agenda! Und zwar jetzt!
Martin Buhl
Sprecher des ZdK-Sachbereichs „Bildung, Kultur, Medien“
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