„Bernhard Vogel war ein großer Vordenker und Gestalter“
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp würdigt Amtsvorgänger im Requiem in Speyer
Im Requiem für Dr. Bernhard Vogel hat die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp, ihn heute als Katholiken „im Vollsinne des Wortes“ gewürdigt. „Er war allumfassend in seinem Denken. Brücken bauend, wo immer möglich. Kraftvoll in seiner Art, Ämter auszufüllen und die in ihnen liegenden Möglichkeiten zu nutzen.“
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken habe die Ehre gehabt, ihn für vier Jahre als seinen Präsidenten zu erleben. „Von 1972 bis 1976 lenkte er die Geschicke der organisierten katholischen Zivilgesellschaft in Deutschland. Und er hätte es sicher für eine zweite Amtszeit getan, wäre da nicht sein Wechsel in die Mainzer Staatskanzlei gewesen.“ Vogel wurde Ende 1976 Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz und blieb es bis 1988. Im Jahr 1992 wurde er Ministerpräsident in Thüringen.
Mit der ZdK-Präsidentschaft Bernhard Vogels habe 1972 „eine neue Ära im höchsten deutschen Laiengremium der katholischen Kirche“ begonnen. „Sie war geprägt von prägnanten, in landespolitische Verantwortung gehenden oder aus ihr kommenden Persönlichkeiten.“ Bernhard Vogel habe qua Amt einen politischen Katholizismus der 70er Jahre begründet, dessen Faden die ihm Nachfolgenden aufgenommen hätten, so Stetter-Karp weiter. „Es war ein politischer Katholizismus der Eigenständigkeit und der Verantwortungs-Übernahme für gesellschaftliche Fragen, ein politischer Katholizismus des kritischen Denkens und des offenen Wortes. Dieses kritische Denken pflegte Vogel auch innerkirchlich. Die Deutsche Bischofskonferenz wie der Vatikan hatten mit einem ZdK-Präsidenten zu rechnen, der seinen eigenen Kopf hatte – und ihn nicht hinter den Mauern der ZdK-Zentrale in der Bonner Hochkreuzallee versteckte.“
In diesen Bonner Jahren wurde Vogel im November 1967 als Einzelpersönlichkeit ins ZdK gewählt. 1968 wurde er Präsident des 82. Deutschen Katholikentags in Essen und erwarb sich Ansehen und Respekt durch seine Art, dieses brisante Treffen zu leiten. „In Essen wurden Konflikte zwischen Kirche und Gesellschaft offen diskutiert“, so die ZdK-Präsidentin in ihrer Würdigung Vogels. „Der Katholikentag stand ganz im Zeichen der sogenannten Pillen-Enzyklika des Papstes, es war ein Katholikentag mit besonders kontroversen Debatten. Zugleich war das Treffen geprägt vom Freiheitsgeist des Zweiten Vatikanischen Konzils. Bernhard Vogel sollte später sagen, dass es ein Kraftakt war, diesen Katholikentag zusammenzuhalten. Es glückte ihm.“ In Essen sei die Grundlage für ein neues Miteinander zwischen Bischöfen und Laien gelegt worden, sagte Stetter-Karp. Das führte nur wenige Jahre später zu gemeinsamen Beratungen in der Würzburger Synode.
„Das ZdK gedenkt einer herausragenden Persönlichkeit des Katholizismus in Deutschland, einem großen und unermüdlichen Vordenker und Gestalter. Wir ehren sein Lebenswerk und trauern gemeinsam mit allen, die ihm auf seinem Lebensweg verbunden waren“, so die Präsidentin beim Gottesdienst im Dom zu Speyer.
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