ZdK fördert wissenschaftliche Aufarbeitung der Causa Hengsbach

Aufruf an Betroffene und Zeitzeugen, sich zu melden

Die im September 2023 öffentlich gewordenen Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Franz Hengsbach haben fünf Institutionen veranlasst, eine unabhängige wissenschaftliche Studie in Auftrag zu geben. Wie die Forschungsteams die Causa Hengsbach untersuchen, gaben sie heute in einer Pressekonferenz bekannt. Der 1991 verstorben Kardinal wird des sexuellen Missbrauchs während seiner Amtszeit im Bistum Essen (1958-1990) sowie zuvor im Erzbistum Paderborn (bis 1958) beschuldigt. 

Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Vorwürfe gegen den Kardinal erfolgt durch das Institut für Praxisforschung und Projektberatung in München (IPP) in Kooperation mit dem Forschungsinstitut „Dissens“ in Berlin sowie durch die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH). Die unabhängige sozialwissenschaftliche und historische Untersuchung ist vom Erzbistum Paderborn, vom Bistum Essen, der Bischöfliche Aktion Adveniat, dem Militärbischofsamt sowie dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) beauftragt. 

Der Essener Kardinal, zuvor Weihbischof in Paderborn, war kirchlich vielfältig engagiert. So war er von 1961 bis 1978 auch katholischer Militärbischof und von 1961 bis 1988 erster Vorsitzender des Bischöflichen Hilfswerks Adveniat. Im ZdK bekleidete er zunächst ab 1947 die Position des Generalsekretärs und war später, von 1953 bis 1968, Bischöflicher Generalassistent beim ZdK. In seiner Rolle als Generalsekretär war er unter anderem verantwortlich für den 73. Deutschen Katholikentag in Bochum 1949.

Das ZdK unterstützt den Aufruf des Forschungsteams an mögliche Betroffene von sexuellem Missbrauch und Gewalt im Zusammenhang mit der Causa Hengsbach, sich an der Studie zu beteiligen. Ebenso können sich Personen melden, die zur Aufarbeitung durch ihr persönliches Wissen beitragen können. „Das Forschungsteam ist darauf angewiesen, dass Menschen, die etwas zur Aufklärung beitragen können, mit ihm Kontakt aufnehmen“, sagt ZdK-Generalsekretär Marc Frings. Johannes Norpoth, als Betroffener Mitglied der Studienbegleitgruppe, erklärte, „die Breite des Wirkfeldes Hengsbachs über Bistumsgrenzen und Handlungsfelder der katholischen Kirche hinweg ergibt die Verpflichtung, die unterschiedlichen Zusammenhänge, Vernetzungen, wechselseitigen Abhängigkeiten historisch und soziologisch zu betrachten“.

Die ZdK-Vollversammlung hatte das ZdK-Präsidium am 25. November 2023 aufgefordert, „bei einer geeigneten Forschungseinrichtung eine unabhängige Analyse und Bewertung der Tätigkeiten von Franz Hengsbach mit direktem ZdK-Bezug in Auftrag zu geben“. Die Vollversammlung forderte in ihrem Beschluss zur „Causa Hengsbach“ zudem, eine „vernetzte Aufarbeitungssystematik zwischen Bistümern untereinander und weiteren Organisationen“ anzustreben. 

Pressemitteilung: "ZdK fördert wissenschaftliche Aufarbeitung der Causa Hengsbach“ als PDF

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