KI – Chance oder Risiko?
ZdK-Thema des Monats März 2025
Technologien künstlicher Intelligenz (KI) werden unser aller Leben stark verändern. Wir bemerken schon heute Auswirkungen, etwa im Bereich der Medien oder der Arbeit. Ob die Technologie den menschenrechtsbasierten Demokratien und dem Gemeinwohl dienlich ist, ist nicht ausgemacht, sagt Prof. Alexander Filipović.
Gegenwärtig bedroht die KI unsere Demokratien etwa durch Manipulation von Kommunikationsströmen und Inhalten und ist in der Hand weniger (männlicher) Techgiganten, die sich fast alle als autoritäre Charaktere oder Trump-Unterstützer entpuppen.
Bei der KI geht es zwar auch um individuelle Chancen – schließlich werden wir unsere Vorstellungen von einem guten Leben in Zukunft nicht unabhängig von KI verwirklichen können. Aber mit dieser individuellen Ebene ist eine gesellschaftspolitische Ebene verknüpft: Vor allem die Wirtschaftspolitik ist hier gefordert. Die ganze Wirtschaft steht vor einer Transformation, die vielleicht vergleichbar ist mit der Industriellen Revolution, aber darüber hinausgeht. Es spricht viel dafür, dass in naher Zukunft sämtliches Wirtschaften (und damit Arbeitsplätze und Geld für sozialpolitische Umverteilungen und Bildung) sehr stark von KI-Technologien abhängt. Große, vor allem aber auch mittlere und kleine Unternehmen müssen diese Transformation mitmachen und gestalten, dafür braucht es Anreize und Unterstützung.
Zu einem außenpolitischen Thema wird dies auch: Kooperationen mit US-amerikanischen Unternehmen sind für deutsche Unternehmen unerlässlich, aber in den neuen Zeiten mit Trump und Big Tech heikel. So oder so: Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und der gesamte gesellschaftliche Wohlstand inklusive Chancengleichheit und sozialer Gerechtigkeit werden sich nur erhalten und steigern lassen, wenn man die Möglichkeiten der KI erkennt, ausbaut und nutzt.
KI kann unser Leben nur verbessern, wenn wir um die Möglichkeiten wissen und sie auch praktisch realisieren können. Verantwortungsvoll mit KI-Technologien umzugehen bedeutet, die Folgen des Gebrauchs von KI-Tools absehen und KI so einzusetzen zu können, dass niemand zu Schaden kommt (auch die Umwelt nicht), Ungerechtigkeiten vermieden werden und dem Gemeinwohl, also öffentlichen statt privaten Interessen dient.
Aus wissenschaftlicher Perspektive sind sowohl Selbstverpflichtungserklärungen als auch eine staatliche (europäische) Regulierung sinnvoll und nötig. Selbstverpflichtungserklärungen alleine sind nicht ausreichend.
Verantwortungsträger finden sich auf allen Ebenen: Individuen, Unternehmen, NGOs, staatliche Stellen, Gesetzgeber, übernationale staatliche Organisationen. Kirchen können mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie KI entsprechend verantwortungsvoll nutzen und sich einbringen in den gesellschaftlichen Diskurs.
Prof. Alexander Filipović, geboren 1975, Inhaber des Lehrstuhls für Christliche Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, war bis 2020 Sachverständiges Mitglied in der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags zur Künstlichen Intelligenz (KI). Er ist seit 2021 Mitglied des ZdK.
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