„Franziskus war der Papst der Herzen“

ZdK trauert um den heute verstorbenen Pontifex

Mit tiefem Respekt für sein Lebenswerk würdigt die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp, den heute im Alter von 88 Jahren verstorbenen Papst Franziskus. „Wir verabschieden uns in Trauer und Zuneigung vom Papst der Herzen. Er hat die Welt bewegt, weil er Menschen bewegte. Sein Pontifikat wird in die Geschichte der römisch-katholischen Kirche als eine Zeit der Öffnung der Kirche, der neu belebten Synodalität und der entschiedenen Zuwendung zu den Menschen am Rande der Gesellschaft eingehen.“

Papst Franziskus habe „Bilder in uns eingeschrieben, die wir nicht vergessen können“, so die ZdK-Präsidentin weiter. „Da ist sein bahnbrechender Auftritt direkt nach der Wahl im März 2013, sein schlichtes, warmherziges „Guten Abend“ an die Menschenmenge auf dem Petersplatz. Wenige Monate später seine erste Reise als Papst, die ihn nach Lampedusa führt, in dieses riesige Lager geflüchteter Menschen. Dann sein einsamer Gottesdienst im März 2020 auf einem menschenleeren Petersplatz, von Kameras in die Welt übertragen, Trost und Zeichen der Liebe inmitten der Corona-Pandemie. Und dass er als letzten Gruß mit schwacher Stimme den Ostersegen gespendet hat, ist für mich ein Zeichen der Hoffnung über den Tod hinaus.“ 

Franziskus‘ programmatische Namenswahl – als erster Papst stellt er sich in die Tradition Franz von Assisis – habe die Hoffnungen zahlreicher Katholik*innen weltweit beflügelt, „in einer neuen Kirche in einer neuen Zeit aufzuwachen“, sagt Stetter-Karp. „Doch diese Hoffnung hat sich noch nicht erfüllt. Papst Franziskus hat die Türen zu Veränderungen weit aufgestoßen. Hindurchgehen müssen jetzt wir alle.“ 

Sehr eindeutig habe er „einen bemerkenswerten neuen Stil etabliert. Der ‚Bergoglio-Style‘, wie er nach seinem bürgerlichen Nachnamen heißt – die bescheidene, zugleich dynamische und entspannte Art, präsent zu sein und die Dinge anzugehen – hat sich in den zwölf Jahren seines Pontifikats jedoch nicht vollständig in einen vatikanischen Wandel umgesetzt“, so die ZdK-Präsidentin weiter. „Die Kirche ist noch nicht bescheiden. Sie ist noch nicht dynamisch genug, um den Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen. Und sie muss sich jetzt erst einüben in die entspannte Verwirklichung synodaler Innovation. Die Weltsynode – das große und gelungene Projekt des Papstes – hat aber klare Zeichen gesetzt und den Blick nach vorn gerichtet. Jetzt müssen Taten folgen.“ Stetter-Karp nennt in diesem Zusammenhang „unter anderem die auf der Agenda stehende Aufgabe, die Gleichstellung der Frauen in der Kirche weiter voranzutreiben“.

Prof. Thomas Söding, Vizepräsident des ZdK und langjähriger Vatikanbeobachter, würdigt den verstorbenen Papst „als einen Mann, der den Wert der Vielfalt in unserer Kirche wiederentdeckt hat“. Der Reichtum des Evangeliums könne sich „in verschiedenen Kulturen und Kontexten ganz unterschiedlich niederschlagen. Der tief spirituelle Mensch Franziskus hat immer wieder den großen Schatz betont, den es darin zu entdecken gilt“. Das Erbe des Papstes verdichte sich darin, „dass er sich in seinem Glauben an diese Kraft der Vielfalt zum Anwalt für Synodalität machte“. Es sei „eine Gnade, dass er die Weltsynode vollenden, dass er damit eine Botschaft senden konnte. Er tat es unter anderem dadurch, dass er nichtgeweihte Frauen und Männer zu stimmberechtigten Mitgliedern der Synode machte. Dass er aus dem Krankenhaus heraus mit einem Brief die Weichen für die Fortsetzung der synodalen Erneuerung gestellt hat, muss für uns Auftrag sein.“

Für die Katholik*innen in Deutschland heiße diese Schlussphase des Pontifikats, „dass unser Synodaler Weg Teil einer globalen synodalen Bewegung wurde. Daraus müssen wir jetzt Funken schlagen. Das ist der Auftrag, den uns Papst Franziskus gegeben hat.“ Das sei bereits 2019 deutlich geworden, als der Heilige Vater „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ geschrieben habe. „Dieser Brief an die Gemeinschaft der Gläubigen hat deutlich gemacht, wie sehr der Papst die Verantwortung für die Einheit der Kirche wie für ihre Reform bei uns allen sieht. Nicht nur bei den bischöflichen Mitbrüdern“, sagt Söding. 

Zugleich, so Söding, sei Franziskus dafür zu würdigen, dass er vielen „die Augen für die dramatischen Folgen der Klimakrise geöffnet und einen radikalen Kurswechsel der Politik gefordert hat. Er stand an der Seite derer, die unter den Folgen der Gleichgültigkeit, eines schlechten Krisenmanagements und des mangelnden Veränderungswillens am meisten leiden. Und er hat sich für den interreligiösen Dialog eingesetzt, der für ihn die Grundlage einer Koalition der Weltreligionen für den Weltfrieden ist.“ 

„Die weltweite Trauer um Franziskus schließt deshalb nicht von Ungefähr Menschen aller Religionen ein“, sagt ZdK-Präsidentin Stetter-Karp. „Dieser Papst war wahrhaftig ein Brückenbauer. Er hat sich damit als treuer Freund des Zweiten Vatikanischen Konzils erwiesen. In Zeiten weltweiter Konflikte ist die Kraft der Religionen in der Suche nach Frieden und Verständigung so wichtig wie lange nicht. Möge der Versöhnungsgeist dieses Papstes und seine entschiedene Stimme für die Armen und Geflüchteten uns beflügeln – über seinen Tod hinaus.“ 

Pressemitteilung: „Franziskus war der Papst der Herzen“ als PDF

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