„Wir tragen Mitschuld an der Diskriminierung homosexueller Menschen“
ZdK würdigt 30. Jahrestag der Abschaffung des Strafrechtsparagrafen 175
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nimmt den heutigen 30. Jahrestag der Streichung des Strafrechtsparagrafen 175 zum Anlass, die historische Entscheidung des Deutschen Bundestages ausdrücklich zu begrüßen. „Es ist überfällig, das Ende der strafrechtlichen Verfolgung homosexueller Menschen zu würdigen“, sagt die Präsidentin des ZdK, Dr. Irme Stetter-Karp. Die Vollversammlung des ZdK hatte Ende Mai erklärt, das ZdK habe „zur Diskriminierung homosexueller Mitchrist*innen inmitten der eigenen Kirche beigetragen“. Es trage „eine Mitschuld an deren Ausgrenzung“ sowie an der gesellschaftlichen Diskriminierung homosexueller Menschen insgesamt.
Für viele ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter*innen in der Kirche und auch in den Verbänden habe der Paragraf 175 StGB erhebliche Konsequenzen gehabt. „Verurteilte Männer und jene, die des homosexuellen Lebens beschuldigt wurden, aber auch lesbische Frauen wurden an kirchlichem Engagement und beruflicher Tätigkeit in der Kirche gehindert,“ so die ZdK-Präsidentin. Unter anderem wurde die Ökumenische Initiative ‚Homosexuelle und Kirche‘ (HuK), die sich für Sichtbarkeit und Akzeptanz queerer Menschen innerhalb der christlichen Kirchen einsetzt, bis in die 1990er Jahre von Katholikentagen ausgeschlossen.
„Das ZdK kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, es kann aber dazu beitragen, dass die Erinnerung lebendig bleibt und die Zukunft verändert“, sagt ZdK-Mitglied Dr. Andreas Heek vom Forum katholischer Männer. „Unser Forum als Mitgliedsverband des ZdK wird als Clearingstelle fungieren, an die sich Betroffene, Angehörige und Freund*innen von Betroffenen wenden können. Auf dieser Basis sollen die Bischöfe aller Diözesen betroffene Personen offiziell rehabilitieren“, so Heek weiter, der hauptamtlicher Leiter der Fachstelle für Männerseelsorge und Männerarbeit der Deutschen Bischofskonferenz ist.
Das ZdK initiiert unter Federführung der Kommission für Zeitgeschichte in Bonn eine unabhängige wissenschaftliche Studie zur historischen Erforschung der Rolle der katholischen Kirche im Blick auf den Strafrechtsparagrafen 175. Für dieses Projekt werden gegenwärtig Drittmittel eingeworben.
„Auch 30 Jahre nach der Streichung des Paragrafen 175 StGB ist es weiter absolut wichtig und nötig, dass Christ*innen sich entschieden gegen Queerfeindlichkeit innerhalb von Kirche und Gesellschaft einsetzen“, sagt Stetter-Karp. „Menschsein heißt Leben in Vielfalt. Wir alle müssen daran mitwirken, dass die Kirche ein sicherer und heimatlicher Ort für queere Menschen ist.“
Pressemitteilung “Wir tragen Mitschuld an der Diskriminierung homosexueller Menschen” als PDF
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