ZdK zum Ende der Weltklimakonferenz
„Das Klima hat in Sharm el Sheikh verloren“
Die Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP27) in Sharm el Sheikh ist am Wochenende mit einer Reihe enttäuschender Ergebnisse zu Ende gegangen. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp, würdigt, dass in den letzten Stunden der Verhandlungen immerhin erreicht wurde, dass ein neuer Fonds für besonders gefährdete Staaten des Globalen Südens geschaffen werden soll. „Doch insgesamt hat das Klima in Sharm el Sheikh verloren. So kann es nicht weitergehen. Wir müssen – wie bei Pandemie und Ukraine-Krieg – endlich verstehen, dass wir bereits im Krisenmodus sind.“
„Das ist eine erste Antwort auf die immensen Verluste und Schäden, die infolge der Klimakrise wachsen werden“, sagt auch die ZdK-Sprecherin für nachhaltige Entwicklung und globale Verantwortung, Annegret Kramp-Karrenbauer. „Wichtig ist, dass es sich dabei um neue, zusätzliche Mittel handelt, die als Schenkungen transferiert werden. Der Globale Süden fordert zurecht strukturelle Finanzflüsse und Versicherungsmodelle, um die zunehmenden Schäden gemäß dem Verursacherprinzip auffangen zu können.“
Irme Stetter-Karp warnt: „Wir sehen die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise für Natur und Mensch. Wir wissen, dass Überschwemmungen und Dürren ungekannten Ausmaßes bevorstehen, dass Menschen und Tiere ihren Lebensraum verlieren werden, wenn wir nicht handeln. Deshalb kann es sich die Menschheit nicht mehr leisten, die notwendigen Maßnahmen für die globale sozial-ökologische Transformation aufzuschieben. Wir müssen das 1,5-Grad-Ziel einhalten. Deshalb bedauere ich es, dass auch bei der 27. Weltklimakonferenz kein Konsens darüber erzielt werden konnte, die Ursachen der Klimaerhitzung umfassend anzugehen und aus der Nutzung aller fossilen Energieträger auszusteigen.“
„Jedes Zehntelgrad Erderwärmung, das verhindert wird, verhindert Tod und Zerstörung“, betont auch Annegret Kramp-Karrenbauer. Vor einem Jahr habe sich die Weltgemeinschaft bei der 26. Weltklimakonferenz in Glasgow darauf geeinigt, bis zur diesjährigen Konferenz ambitioniertere Klimaziele festzulegen. Schon dieser Plan sei weitgehend verfehlt worden, da die Mehrheit der Staaten darauf verzichtet habe, der Vereinbarung nachzukommen. Auch Deutschland habe dies versäumt und werde voraussichtlich auch das bestehende Klimaziel, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 65 Prozent zu reduzieren, verfehlen. „In
Ägypten wurde der Pfad zur Senkung des Ausstoßes immerhin beschritten, man bleibt jedoch hinter den Erwartungen zurück. Das 1,5 Grad-Ziel droht endgültig außer Reichweite zu geraten.“
Dr. Peter Liese, Mitglied des Europäischen Parlaments und des ZdK, war in Sharm el Sheikh selbst vor Ort. Er sagt: „Das Ergebnis der Klimakonferenz COP 27 in Ägypten ist insgesamt enttäuschend. Es ist nicht gelungen, das Pariser Klimaziel von unter 2 Grad in Reichweite zu bringen, geschweige denn, dass Ziel von 1,5 Grad. Trotzdem ist es wichtig, weiter Klimaschutz zu machen. Jede Tonne CO2, die wir einsparen, hilft, gefährliche Kipppunkte im Klimasystem zu vermeiden. Die EU macht zu wenig aus ihren ambitionierten Klimazielen und ihrer immer noch sehr starken Stellung.“
Kramp-Karrenbauer weist auf die geopolitischen Hürden hin, vor denen die COP stand. „Mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine hat sich Russland geopolitisch isoliert und mehr denn je auch aus der Klimapolitik verabschiedet.“ Das größte Land der Welt verfüge über riesige Wälder und Süßwasservorkommen. Für den Multilateralismus gebe es aber auch positive Signale durch neue Allianzen. So sei es zu begrüßen, dass Länder des Globalen Südens wie Brasilien, die Demokratische Republik Kongo und Indonesien, die wegen ihrer gigantischen, aber schrumpfenden Tropenwälder eine Schlüsselrolle einnehmen, klimapolitische Hoffnungszeichen sendeten. Zwischen einigen Industrienationen, darunter Deutschland und Indonesien, das als eins von nur 21 Ländern vorab seine Klimaziele erhöht hatte, konnte eine Just Energy Transition Partnership abgeschlossen werden, um den indonesischen Kohleausstieg finanziell zu unterstützen.
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