„Alle an einen Tisch“

ZdK-Präsidentin fordert konkrete Schritte in der Welternährungskrise

„Es müssen alle an einen Tisch – und nicht nur die, die das Geld haben!“ Mit dieser Forderung reagiert Dr. Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) auf den heute zu Ende gehenden G7-Gipfel. In der sich weltweit zuspitzenden Versorgungslage müsse die G7 ihre Handlungsmacht nutzen, um die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zu lindern. Dazu gehöre, ernährungsunsichere Regionen der Welt besonders in den Blick zu nehmen sowie die Lage der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern.

„Katholisch zu denken heißt, das Ganze zu bedenken“, sagt die ZdK-Präsidentin. „Deshalb muss es das Anliegen der katholischen Zivilgesellschaft weltweit sein, die Treiber der Welternährungskrise zu identifizieren. Die Klimaerhitzung, die Covid-Pandemie, weltweite Konflikte und steigende Preise machen uns seit mehr als zwei Jahren zu schaffen. Aktuell steigen die Kosten für Düngemittel, Benzin und Nahrungsmittel massiv an.“

Im ZdK-Hauptausschuss, der sich jüngst mit dem Thema auseinandersetzte, hatte Misereor-Referent Markus Wolter, Experte für Landwirtschaft und Welternährung, verdeutlicht, dass diese Krise besonders Menschen in ernährungsunsicheren Regionen der Welt trifft. Entsprechende Warnungen seien immer wieder ignoriert worden, so Wolter. Nun verschärfe der Krieg in der Ukraine die Lage, weil beispielsweise 44 Prozent des in Afrika verbrauchten Weizens üblicherweise aus Russland und der Ukraine komme.

„Wir sind aufgefordert, die Bedingungen kritisch anzuschauen, unter denen beispielsweise China enorme Mengen an Getreide unmittelbar vor Beginn des Ukraine-Krieges aufgekauft hat“, sagt Irme Stetter-Karp. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Nahrungsmittelentzug ein Instrument der modernen Kriegsführung ist. Und wir müssen uns fragen: Unter welchen Bedingungen geschieht freier Welthandel – jetzt und in Zukunft?“

Europa könne froh sein, dass akut keine Gefährdung der Versorgung auf dem Kontinent bestehe. „Betroffen sind einmal mehr die Länder des Globalen Südens“, sagt die ZdK-Präsidentin. „Deshalb ist unsere Solidarität gefragt. Sie kann nicht nur in kurzfristigen Hilfeleistungen bestehen. Wir brauchen eine andere Haltung als Käufer*innen, einen veränderten Lebensstil.“ Dazu gehöre zur Kenntnis zu nehmen, dass zwei Drittel der Getreideproduktion weltweit als Tierfutter verwendet werde. Den Fleischkonsum zu verringern, sei schon deshalb zwingend geboten. „Das Ganze zu bedenken heißt, Nachhaltigkeit nicht nur als eine Frage des Energiesektors zu betrachten, sondern auch als eine Frage der Produktion von und des Handels mit Lebensmitteln.“

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