Thomas Sternberg geht
Ein Präsident mit Leidenschaft für Kirchenreform, Kultur und klare Kante
Ein Mann der Kultur, der Kirchenreform und der klaren Kante in politischen Grundsatzfragen: Dass Prof. Thoms Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sein Amt aufgibt, bedauern viele, die Kirche und Gesellschaft in Deutschland vor dringlichen Reformaufgaben sehen. Bei der Vollversammlung des ZdK in Berlin am 19. und 20. November kandidiert er nicht mehr für die Spitzenposition, wie er bereits im April angekündigt hatte. „Thomas Sternberg hat dem deutschen Laienkatholizismus Gesicht und Stimme gegeben. Nicht nur an der Spitze des ZdK während der zurückliegenden sechs Jahre, sondern mehr als 25 Jahre auch als Impulsgeber zu Fragen der Kultur- und Bildungspolitik“, sagt der Generalsekretär des ZdK, Marc Frings.
Wie ein roter Faden zieht sich durch Sternbergs Amtszeit sein Einsatz für die Menschenwürde. Er engagierte sich unter anderem für eine humane Unterstützung und Aufnahme Geflüchteter, für ein Lieferkettengesetz, das Ausbeutung verhindern soll, für den Lebensschutz Ungeborener und den Respekt vor Frauen im Schwangerschaftskonflikt. Am Herzen lagen und liegen ihm gute, gesellschaftlich getragene Pflege alter und kranker Menschen und würdige Arbeitsbedingungen für Pflegende. Auch der Klimawandel beschäftige ihn sehr, nicht zuletzt, als im Sommer 2021 das katastrophale Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz Tausenden die Lebensgrundlage nahm. „Eine Politik der Menschlichkeit in herausfordernden Zeiten“ verlangte das ZdK in einem Brief an Bundestagsabgeordnete nach der Wahl im September. Es bleibt Sternbergs politisches Credo.
Dass das Generalsekretariat des ZdK zum Jahreswechsel von Bonn nach Berlin zieht, hat auch mit ihm zu tun. Er warb lange und intensiv dafür, näher an der Bundespolitik zu sein und einen Sitz in der Mitte der Hauptstadt zu finden. Das ist ihm gelungen. „Präsident Sternberg hat Weichen gestellt, die die Arbeit des ZdK auch in den nächsten Jahren noch prägen werden“, sagt Marc Frings. „Persönlich danke ich ihm für das freundschaftliche Miteinander und das Vertrauen, dass er mir entgegengebracht hat. Seine Perspektive als engagierter Katholik hat mich und meine Arbeit begleitet und geprägt.“
Entscheidend war auch, wie sehr Sternberg sich den Herausforderungen einer grundlegenden Kirchenreform stellte. Er gilt als ein wichtiger Motor des Synodalen Weges in Deutschland, der im Dezember 2019 begann und bislang zwei große Synodalversammlungen in Frankfurt am Main erlebt hat. „Er hat dem Synodalen Weg Schwung und Kraft verliehen“, sagt Karin Kortmann, die gemeinsam mit ihm im Präsidium des Synodalen Weges ihren Abschied nimmt, weil sie sich als Vizepräsidentin des ZdK nach 12 Jahren nun in Berlin auch nicht erneut zur Wahl stellt. „Wir haben mit dem Synodalen Weg einen entscheidenden Prozess in der katholischen Kirche gestartet, der hoffentlich eine gute Resonanz bei der gleichnamigen Bischofssynode in Rom erfährt.“
„Noch nie habe ich eine so große Übereinstimmung in deutschen Katholizismus darüber wahrgenommen, dass wir Reformen brauchen“, sagt Sternberg. Er selbst will diese Reformen unbedingt. Die Rolle der Priester zu reformieren, Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche Gleichberechtigung zu geben, die kirchliche Sexualmoral dem anthropologischen Wissensstand des 21. Jahrhunderts anzupassen und Machmissbrauch im kirchlichen Amt ein Ende zu machen: Das sind seine Anliegen. Erschüttert hat ihn das Ausmaß des Missbrauchsskandals in der Kirche. „Ich habe da einen Lernprozess mitgemacht“, sagt er.
Sternbergs große private und politische Leidenschaft gilt der Kultur. Sie mit der Kirche in ein harmonisches Miteinander zu bringen, war und ist ihm wichtig. Von 1997 bis 2013 war er Sprecher für kulturpolitische Fragen im ZdK, seit 1997 Berater der Wissenschafts-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz. Bei der Verleihung des Kulturpreises der deutschen Katholiken am 28. September 2021 an die brasilianische Choreografin und Tänzerin Lia Rodrigues sagte er, es sei überfällig, dass „die Kirche neugierig und offen“ auf die Arbeit einer Frau schaue, für die „integere, integrierte Leiblichkeit, ein freier, bejahender, kreativer Umgang mit dem eigenen Körper und dessen Ausdrucksmöglichkeiten“ zum Lebenselixier gehöre. So müsse es in der Kirche endlich werden. Thomas Sternberg ist auch in diesem Punkt konsequent: Menschsein in Würde ist für ihn ein entscheidendes Moment. Als Präsident der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen wird er dem nun weiter Ausdruck verleihen. Dabei wird ihn auch fortdauernd umtreiben, „wie das Sprechen von Gott in unserer Gesellschaft noch möglich ist“. Um glaubwürdig von dem zu erzählen, „was uns Christen prägt“, müsse sich manches ändern. Eher heute als morgen.
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