Christen und Muslime gemeinsam für den Frieden

Das Papier wurde von der in Leipzig tagenden ZdKVollversammlung mit großer Zustimmung aufgenommen.

Am Vortag des 100. Deutschen Katholikentags hat der seit gut 15 Jahren beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) bestehende Gesprächskreis "Christen und Muslime" die Erklärung “Keine Gewalt im Namen Gottes! Christen und Muslime als Anwälte für den Frieden” vorgestellt. Das Papier wurde von der in Leipzig tagenden ZdKVollversammlung mit großer Zustimmung aufgenommen.

ZdK-Präsident Prof. Dr. Thomas Sternberg: "Es gibt die Vorwürfe, der Islam sei grundsätzlich gewaltbereit und die Gewalt, die von den Taliban und dem so genannten IS ausgeht, sei ein Wesensmerkmal des Islam. Das ist nicht so! Die ganz große Mehrheit der Muslime lehnt diese Gewalt ab. Massenmord ist von keiner der Religionen in der Tradition Abrahams je legitimiert gewesen."

Die Mitglieder des Kreises, namhafte Christinnen und Christen sowie Musliminnen und Muslime aus Wissenschaft und Gesellschaft, unterstreichen in der Erklärung gemeinsam das Friedenspotential ihrer Religionen. Sie sprechen sich entschieden gegen den Missbrauch ihrer Religionen und gegen die Legitimation von Gewalt im “Namen Gottes” durch radikale Fundamentalisten und Extremisten aus. Gemeinsam zeigen sie auf, dass sowohl Christentum als auch Islam für Gerechtigkeit, das Wohl der Gemeinschaft, für die Schöpfung und den Frieden eintreten.

Hamideh Mohagheghi als eine der Mitverfasserinnen: "Uns war wichtig, in einer Erklärung darzulegen, dass keine Religion immun gegen Radikalisierung ist und dass wir eingestehen müssen, dass die Schriften der Religionen aufgrund ihrer Entstehungszeit und ihres Entstehungsprozesses durchaus Aussagen beinhalten, die instrumentalisiert werden können." Prof. Dr. Anja Middelbeck-Varwick (Berlin) ergänzt: "Christen und Muslime können sich aus ihren Quellen und ihrer Geschichte heraus bewusst und überzeugend als Anwälte des Friedens verstehen. Sie können einerseits stolz auf die Initiativen zurückgreifen, die diesen gefördert und gefordert haben. Es ist aber andererseits ein wichtiger Schritt, gegen Überheblichkeit in Demut und
wahrhaftig einzugestehen, dass im Namen beider Religionen auch sehr viel Unheil angerichtet wurde."

Prof. Dr. Mouhanad Khorchide (Münster) betonte als Referent: "Auch wenn der Koran für Muslime als das Wort Gottes gilt, schließt dies keineswegs die Möglichkeit einer historischen Kontextualisierung seiner Aussagen aus. Denn worauf es ankommt, ist das Verständnis vom Akt der Offenbarung als dialogische Kommunikation statt als monologische Belehrung durch Gott."

Von der traditionell weltoffenen, alten Messestadt Leipzig geht der Appell aus, "sich um Basiswissen über die jeweils andere Religion und um interreligiöse sowie interkulturelle Kompetenz zu bemühen. Der ZdKPräsident wörtlich: "Unser aller gemeinsames Ziel muss Versöhnung, Verständigung und ein friedliches Zusammenleben sein. Unabhängig von unserer Religion, aber auf der gemeinsamen friedensstiftenden Basis unserer Bekenntnisse, werden wir daran stetig arbeiten."

Pressemitteilung “Christen und Muslime gemeinsam für den Frieden” als PDF

Diesen Artikel teilen:
Schlagworte