"Wir können uns nicht abschotten"
ZdK-Präsident fordert aktive Gestaltung der Zuwanderung und Bekämpfung der Fluchtursachen.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, hat dazu aufgerufen, die Herausforderungen, die sich durch die aktuelle Flüchtlingsbewegung stellen, aktiv zu gestalten. "Die krisenhaften Prozesse der Globalisierung werden mehr denn je auch in unserem Land spürbar", so Alois Glück vor dem ZdK-Hauptausschuss. "Durch die große Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, haben auch uns die Folgen der Krisen in anderen Regionen der Welt erreicht. Wir werden zu unmittelbar Betroffenen. Es gibt keine Möglichkeit zur Flucht aus dieser Realität."
Glück warnte vor der Illusion, man könne angesichts der historischen Dimension der gegenwärtigen Situation eine Abschottung von diesen Entwicklungen propagieren. "Wir können uns nicht abschotten, sondern müssen versuchen, die Entwicklungen zu gestalten." Dabei ergeben sich nach Überzeugung des ZdK-Präsidenten neben der jetzt besonders dringenden Aufgabe der Aufnahme drei zentrale Herausforderungen, die Integration der Flüchtlinge in die deutsche Gesellschaft, die Bekämpfung der Fluchtursachen und die Steuerung der Zuwanderung.
"Wir stehen in der Verantwortung, zur Fluchtursachenbekämpfung in den Herkunftsländern beizutragen. Auch dabei gilt es europäisch zu denken und zu handeln. Deutschland ist in Europa eine Führungsrolle zugewachsen, die es gestalten muss", forderte Glück.
Gleichzeitig stehe Deutschland vor einer schwierigen Debatte über die Möglichkeiten der Steuerung und der Begrenzung von Zuwanderung, nicht weil es an gutem Willen zur Aufnahme von Flüchtlingen mangele, sondern weil die Gesellschaft absehbar an die praktischen Grenzen ihrer Aufnahmekapazität stoße. "Dabei muss klar sein, dass das in unserem Grundgesetz verankerte individuelle Recht auf Asyl nicht verhandelbar ist", so der ZdK-Präsident.
Mit gleichem Nachdruck stelle sich die Frage, wie die Integration der in Deutschland bleibenden Flüchtlinge gelingen kann, wie Ghettoisierung und Parallelgesellschaften von Zuwanderern verhindert werden können. "Klar muss sein: Für alle, die zu uns kommen und die in unserem Land leben wollen, gelten die Maßstäbe unseres Grundgesetzes: Die Würde des Menschen, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Trennung von Staat und Religion, um nur einige besonders zentrale zu nennen", so Alois Glück. "Hier brauchen wir aber mehr als den Verweis auf Recht und Gesetz. Wir brauchen in diesem Sinne auch eine 'Leitkultur', die den zugewanderten wie auch den einheimischen Menschen ein Bekenntnis zu unserer staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung abverlangt. Wenn wir selbst verkörpern, was wir wollen und dafür aktiv eintreten, müssen wir vor einem Druck durch die Zuwanderer aus anderen Religionen und Kulturen keine Angst haben."
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