Versöhnen, verbinden, sich vergewissern – zur gesellschaftlichen Verantwortung der Kirche

Peter Frey, Chefredakteur des ZDF und Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) hat die Kirche dazu aufgerufen, sich neu auf ihre gesellschaftspolitische Verantwortung zu besinnen.

"Die Welt braucht die Kirche, als versöhnende, verbindende Kraft – und mehr denn je als Vergewisserungsinstanz, die Hinweise uns darauf gibt, wie wir mit den sich verschärfenden Spannungen in unserer eigenen Gesellschaft umgehen sollen", so Frey in einem Referat zur Situation und Aufgabe der Kirche am Ende des Jahres 2015 vor der ZdK-Vollversammlung am Samstag, dem 21. November 2015.

"Die Welt ist aus den Fugen", zitiert Frey Außenminister Steinmeier und erinnert an die Krisen und Katastrophen des zurückliegenden Jahres, an den Russland-Ukraine-Konflikt, den Vormarsch der Terrorgruppierung IS, die Eskalation im israelisch-palästinensischen Konflikt, an die terroristischen Attentate und nicht zuletzt an den wachsenden Hass und die zunehmende Häme in der politischen Kultur und in den sozialen Medien.

Insbesondere im Auseinanderfallen Europas in einen Kontinent der Ungleichzeitigkeit und in der aktuellen Flüchtlingskrise sieht Frey fundamentale Herausforderungen für Gesellschaft und Politik in Deutschland.

Das Stichwort Ungleichzeitigkeit charakterisiert nach Freys Überzeugung auch die Situation in der Kirche nach der Weltbischofssynode in einer Zerreißprobe zwischen Reformern, römischen Bewahrern und neuen Konservativen. "Und dennoch sehe ich Bewegung", so Peter Frey in seiner Rede vor dem ZdK. "Es ist ein Wert an sich, dass die Diskussionen offen geführt wurden. Es ist ein Wert an sich, dass so schwierige Fragen dem Synodal-Prinzip, also einer kollektiven Beratung, unterworfen und nicht einfach tabuisiert wurden. Wenn ich das Abschlussdokument richtig lese, öffnet es auch mehr Türen zu regionalen Lösungen. Das heißt: es wird jetzt auch sehr darauf ankommen, wie die Diözesen in Deutschland den Ball aufnehmen, wieviel Mut die Bischöfe beweisen – und ob sie selbst Formen der Beratung mit dem Kirchenvolk suchen, wie die laufende Synode in Trier, um solche Entscheidungen abzusichern und zu vermitteln."

Eine solche Kirche kann nach Freys Überzeugung einen wichtigen Beitrag zur Überwindung der gegenwärtigen Krisen leisten, wenn sie und ihre Gläubigen sich einsetzen für die Integration der Flüchtlinge, für eine sozial gedachte Globalisierung, die sich nicht rein ökonomisch orientiert, wenn sie sich einsetzen für die Aufgabe von Souveränität an einen größeren europäischen Souverän, wenn sie ihre Vorstellungen von Solidarität, Lastenverteilung und Hilfe für die Schwachen in die politische Realität einbringen.

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