Verantwortung ist der Maßstab der Klugheit

ZdK-Präsident Alois Glück hält Bibelarbeit auf dem Kirchentag

Klugheit ist nach Überzeugung des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, verantwortetes Handeln. "Der Maßstab der Klugheit ist nicht primär der Erfolg, schon gar nicht der Erfolg um jeden Preis, sondern das Verantwortbare", so Alois Glück in seiner Bibelarbeit auf dem Stuttgarter Kirchentag am Freitag, dem 5. Juni 2015, zu der Bibelstelle "Klug sein angesichts der Unergründlichkeit des Lebens" (Prediger 3, 9-13).

Klugheit verlangt nach Überzeugung des ZdK-Präsidenten die Bereitschaft und die Fähigkeit zur "Unterscheidung der Geister", zum Abwägen und, eng verbunden damit, die Bereitschaft zum Kompromiss. Für das christliche Lebensmodell sei deshalb die Verbindung von der Freiheit zur Entscheidung mit der Verantwortung untrennbar verbunden. "Viele Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft, bis hin zu großen Krisen und Verwerfungen wie mit der Finanzkrise, haben ihre eigentliche Wurzel in einem Anspruch auf Freiheit, die nicht mehr mit der jeweiligen Verantwortung verbunden ist. Freiheit von etwas und nicht für etwas. Für Christen ist die Freiheit untrennbar verbunden mit der Verantwortung gegenüber dem eigenen geschulten Gewissen. Damit unauflöslich verbunden mit der Verantwortung für die Folgen meines Handelns für andere Menschen, Nahen und Fernen, den Lebenden und den Nachfolgenden", so Alois Glück wörtlich.

Diese Verbindung von Freiheit und Verantwortung muss sich nach Überzeugung des ZdK-Präsidenten immer wieder in der Begegnung mit den Menschen bewähren. "Alles Leben ist Begegnung", zitiert er den jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber. "Meine ganz persönliche Erfahrung ist, dass alle wesentlichen Entwicklungen meiner Persönlichkeit, alle wichtigen Weichenstellungen und Entscheidungen mit der Begegnung mit Menschen verbunden sind. Damit ist uns gegenwärtig, dass keiner für sich allein lebt, dass wir für unsere Entwicklung und für unsere Existenz auf das Du angewiesen sind. Christliche Lebenskultur ist immer auch auf den Nächsten und auf die Gemeinschaft bezogen. Im christlichen Glauben sind Gottes Liebe und Nächstenliebe untrennbar miteinander verbunden."

Um zu einer verantwortbaren, christlichen Lebenskultur kommen zu können, bedürfe es besonders der Fähigkeit zur Selbstbegrenzung, forderte Alois Glück weiter. "Frei ist der Mensch, der es schafft, sich in seinem Genussstreben und in seinem Leistungsstreben selbst Grenzen zu setzen" (Bodamer). Ich finde, das ist eine faszinierende Botschaft und Einsicht. Die Fähigkeit zur Selbstbegrenzung geht einher mit innerer Freiheit und Unabhängigkeit. Die Möglichkeiten der Zeit zu nutzen, davon aber nicht abhängig zu werden, in diesem Sinne Selbstbegrenzung nicht als Opfergang, sondern vor allem als Chance."

Abschließen erinnerte Alois Glück daran, dass das stabile Fundament einer souveränen christlichen Lebenskultur die Botschaft ist, dass die Liebe Gottes zu den Menschen nie von ihrer "religiösen Leistung" oder anderen Leistungen abhängig ist.

Pressemitteilung "Verantwortung ist der Maßstab der Klugheit" als PDF

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