„Die Ästhetik der Hoffnung muss sich auch in unseren Räumen widerspiegeln“
Werkstattgespräch über Architekturqualität und Raumvermittlung
Unter dem Leitwort „LEIB – RAUM – KIRCHE. Über profane und sakrale Räumlichkeit“ ist heute in der Abtei Maria Laach ein Werkstattgespräch über Architekturqualität und Raumvermittlung zu Ende gegangen. Veranstalter waren die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Die Veranstaltung war die siebte in der seit 1995 in wechselnden Kultursparten stattfindenden Reihe „Künstlerische Werkstattgespräche“ der Deutschen Bischofskonferenz und des ZdK.
Die Tagung ging von der Beobachtung aus, dass es die Menschen trotz zunehmender Mobilität zum weltlichen wie sakralen „besonderen Ort“ hinzieht, weil sie sich dort Erfahrungen von Bedeutung und Sinn erhoffen. Die Tagungsteilnehmer diskutierten, wie Gotteshäuser als „gebaute Theologie“ erfahrbar werden können und wie dort über das Kunsterlebnis hinaus eine Ahnung von der befreienden Kraft des Glaubens vermittelt werden kann: Wie gehen wir mit den Kirchenräumen angemessen um, wie kommt ihre ästhetische Eigenwirksamkeit gut zum Tragen und wie können wir ihre Besonderheiten dem heutigen Menschen „zeitgemäß“ vermitteln? – so die Fragestellung des Werkstattgespräches.
In seiner Ansprache betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch: „Kirche und Welt können viel voneinander lernen, wenn es darum geht, Räume ansprechend zu erschließen, sie mit echter Bedeutung, wirklichem Sinn und realem Leben zu erfüllen – jenseits reiner Behauptung.“ Bei einem Gottesdienst in der Basilika Maria Laach ermutigte Erzbischof Zollitsch: „Die Ästhetik der Hoffnung muss sich auch in unseren Räumen, in unserem Bauen widerspiegeln. Schön wäre es, wenn uns die physischen Räume so gelängen, dass sie unsere geistigen Räume weiten und unsere seelischen Mauern überspringen helfen.“
Professor Dr. Dr. Thomas Sternberg MdL, Sprecher für Grundsatzfragen der Bildung, Wissenschaft und Kultur des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, vertrat den Präsidenten des ZdK, Alois Glück. Sternberg sieht hinsichtlich kirchlicher Bauaufträge und deren transparenter Finanzierung Gesprächsbedarf, erinnerte aber zugleich daran, dass Kirchengebäude nach wie vor eine zentrale Bedeutung für das Gemeinwesen als „Kristallisationspunkte von Stadtteilen und Dörfern“ besäßen. Sie seien vielerorts „Ausgangspunkte diakonischen Handelns, der Sorge um die Menschen und der Pflege von Kunst und Kultur“ und besäßen damit für die „gesamte Bevölkerung Bedeutung“.
In mehreren Podiumsgesprächen widmeten sich die Teilnehmer unter anderem den Aspekten „Räume schaffen“, „Räume (er)leben“, „Räume beseelen“ und „Räume erschließen“. Jeder Arbeitseinheit ging eine Führung durch die Basilika Maria Laach voraus. Als Kirchenführer fungierten dabei ein Spiele-Autor, eine Architektin, eine Schriftstellerin und ein Religionslehrer. Bei dem Werkstattgespräch wurde auch über die Auswirkungen simulierter 3D-Welten in Computerspielen diskutiert.
Erzbischof Zollitsch betonte, dass das Thema Architekturqualität und Raumvermittlung über die Tagung hinaus eines interdisziplinären Austauschs bedürfe und zeigte sich „sehr optimistisch, dass wir gemeinsam Antworten finden“. Diese Auffassung vertrat auch Thomas Sternberg und bescheinigte den Künstlerischen Werkstattgesprächen, sie sei für den Kirche- Kunst-Dialog „von allergrößtem Wert. In ihnen entwickeln sich Gesprächsfäden und Beziehungen, die langfristig in unserem Handeln weiterwirken können“, so Sternberg.
Unter den rund 50 Teilnehmern waren neben Bischöfen und Vertretern des ZdK unter anderem auch Philosophen, Stadtplaner, Religionspädagogen, Architekturkritiker, Wahrnehmungspsychologen, Locationscouts, Bühnenbildner, Kirchenraumpädagogen, Architekturkritiker, Kunsthistoriker, Architekten, Wohn- und Mobilitätsforscher sowie Touristenseelsorger.
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