Christlich-jüdischer Dialog zu Herausforderungen am Beginn des Lebens
Dokumentation zur Fachtagung erschienen
"Aktuelle Probleme am Anfang des Lebens. Juden und Christen im Dialog mit Ethik, Recht und Medizin" – unter diesem Titel ist soeben eine Internetpublikation auf der neu eingerichteten Website des Gesprächskreises "Juden und Christen" beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) erschienen. Die von Professor Hanspeter Heinz, dem Vorsitzenden des Gesprächskreises, und Werner Trutwin herausgegebene Veröffentlichung ist die Dokumentation einer dreitägigen Fachtagung des Gesprächskreises mit der Katholischen Akademie in Bayern im November 2011 in München. Außer den Mitgliedern des Gesprächskreises waren zahlreiche Experten geladen.
"Die immer rasantere Entwicklung der Reproduktionsmedizin seit 50 Jahren stellt Politik und Gesellschaft sowie Ärzte und Religionsgemeinschaften vor immer größere Herausforderungen. In-vitro-Fertilisation, Pränataldiagnostik, Präimplantationsdiagnostik, Stammzellenforschung lauten die Namen der modernen Techniken. Mit der Münchner Tagung überschritt der 1971 gegründete Gesprächskreis erstmals das biblisch-theologisch-ethische Terrain und suchte die Diskussion mit Juristen und Medizinern. Für diese wiederum, die auch andernorts mit Ethikern, Theologen und Bischöfen grundlegende und aktuelle humanmedizinische Themen diskutieren, war es eine neue Erfahrung, sowohl mit jüdischen als auch christlichen Experten an einem Tisch zu sitzen", berichtet Hanspeter Heinz.
Für das Gelingen der Tagung in dieser ungewöhnlichen Konstellation seien zwei Vorgaben der Veranstalter entscheidend gewesen: zum einen der Verzicht auf eine wissenschaftliche Fachsprache, zum anderen die Offenlegung der jeweiligen Hermeneutik, das heißt des methodischen Schlüssels, der die Argumentationsmuster verständlich macht. Andernfalls gelinge erfahrungsgemäß bestenfalls eine Feststellung der Schnittmenge, welche Positionen – aus welchen Gründen auch immer – gemeinsam vertreten werden, und über die Grenzen, an denen die Zustimmung zur Position des Gegenübers endet.
Ein erster Konflikt habe sich gleich zu Beginn angekündigt zwischen dem Berufsethos des Gynäkologen Dr. Krieg und den Weisungen des römischkatholischen Lehramtes. Prof. Hilpert habe einen Weg aus der Engführung apodiktischer moralischer Normen gezeigt durch den Rückgriff auf die Weisheit der kirchlichen Tradition, der auch den Zugang öffnete zum weiterführenden Diskurs mit dem protestantischen Ethiker Prof. Ulrich und dem Juristen Prof. Gropp.
"Ein anderer Konflikt tat sich zwischen Juden und Christen auf", so Heinz. "Zwar treten beide mit Berufung auf die biblische Ethik für den unbedingten Schutz auch des ungeborenen menschlichen Lebens ein. Aber die Entscheidungen der jüdischen Tradition, so die Rabbiner Soussan und Kucera, im Konfliktfall Schwangeren oder Männern und Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch mehr Rechte einzuräumen als einem Embryo, war der hermeneutische Schlüssel zu einer kontroversen Diskussion über Variationen einer biblischen Ethik."
Der Gesprächskreis "Juden und Christen" wünscht sich, dass diese Dokumentation den aktuellen Diskussionen in Politik und Kirchen, Fachkreisen und Bildungseinrichtungen sowie der interessierten Öffentlichkeit neue Anstöße liefert.
Die Dokumentation finden Sie unter: http://www.zdk.de/organisation/gremien/gespraechskreise/gespraechskreisjuden-und-christen-beim-zdk/tagungen/*
*Der Link ist nicht mehr aktuell.
Pressemitteilung "Christlich-jüdischer Dialog zu Herausforderungen am Beginn des Lebens" als PDF
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