ZdK-Präsident Glück fordert neue Kultur der Nachhaltigkeit
Fachtagung des ZdK zum Rio+20-Gipfel in Bonn
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, hat dazu aufgerufen, „die Sackgasse bisheriger Formen des Wirtschaftens zu verlassen.“ Trotz der Mehrung des materiellen Wohlstands habe sie ökologische, soziale und politische Krisen hervorgebracht. Das Versprechen auf integratives Wachstum und Verteilungsgerechtigkeit habe sie nie eingelöst.
„Wir müssen dem Fortschritt eine neue Richtung, eine neue Qualität geben“, forderte Glück bei der Eröffnung der ZdK-Fachtagung „Kirche auf dem Weg der Nachhaltigkeit – 20 Jahre nach Rio“ am Freitag, dem 2. März 2012 in Bonn. „Unsere heutige Art und Weise zu leben ist nicht zukunftsfähig“. Eine primär auf möglichst großes Wachstum ausgerichtete Entwicklung sei der schnellste Weg in den Ruin der Welt. Sollte dieser vermieden werden, sei es notwendig, das politische, gesellschaftliche aber auch persönliche Handeln am Prinzip der Nachhaltigkeit zu orientieren. „Wie gelingt es uns, dass sich Staaten und Gesellschaften so verhalten wie Eltern, die bereit sind, zum Wohl ihrer Kinder Verzicht zu leisten“, so Glück. Auch die Kirche müsse durch ihr eigenes Handeln glaubwürdig Vorbild und Beispiel für einen nachhaltigeren Lebensstil geben.
Der Präsident des ZdK warnte davor, den Begriff Nachhaltigkeit zum Modewort verkommen zu lassen. „Nachhaltigkeit wird nur wirksam, wenn sie gelebt wird“, so Glück, „Nachhaltigkeit bedeutet vor allem, über die momentane Nützlichkeit hinaus langfristig zu denken und entsprechend Zukunftsverantwortung zu übernehmen. Sie umfasst die drei Zieldimensionen einer sozial fairen, ökonomisch effizienten und dauerhaft umweltgerechten Entwicklung, die in der Verantwortung und Solidarität mit den nachkommenden Generationen sowie in der Berücksichtigung der Bedürfnisse der gesamten Weltbevölkerung zum Ausdruck kommen.“ In diesem Sinne sei der bevorstehende Rio+20-Gipfel herausgefordert, das Fundament für eine neue Kultur des Wirtschaftens, der gemeinsamen Verantwortung und der gegenseitigen Solidarität zu legen.
Im Verlauf der Fachtagung, zu der sich rund 150 Vertreter aus staatlichen, gesellschaftlichen und kirchlichen Organisationen trafen, forderte der Sprecher des ZdK-Sachbereichs „Umwelt und Technik“, Dr. Michael Lentze, die verstärkte Nutzung von Strom aus regenerativen Energiequellen konsequent fortzusetzen. „Ein weiterer Ausbau der Stromerzeugung durch Wind- und Sonnenenergie muss durch geeignete Förderstrukturen unterstützt werden, um den Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie umzusetzen.“ Zudem sprach er sich dafür aus, einen stärkeren Fokus auf die Reduzierung des Energie-verbrauchs und die Energieeffizienz zu legen. Die Vorschläge der Bundesregierung zur energetischen Gebäudesanierung und zur Gestaltung der europäischen Energieeffizienzrichtlinie seien bisher jedoch nicht ehrgeizig genug. In Anbetracht der niedrigen CO2- Zertifikatspreise im Emissionshandel und zur Sicherung der Finanzierung des Energie- und Klimafonds sei zudem eine Erhöhung des europäischen CO2-Reduktionsziels auf 30 % unbedingt erforderlich. „Denn ohne diese Erhöhung ist auch das deutsche Klimaziel von 40 % CO2-Reduktion im Jahr 2020 nicht zu erreichen“, so Lentze.
Neben der Energieversorgung werden bei der Fachtagung insbesondere die Handlungsfelder Ernährung und Landwirtschaft, Mobilität und Verkehrsinfrastruktur sowie Ethisches Investment in den Blick genommen.
(Mehr Informationen zur Fachtagung „Kirche auf dem Weg der Nachhaltigkeit – 20 Jahre nach Rio“ finden Sie auf unserer Homepage www.zdk.de )
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