Wer fragt nach dem Erkenntnisgewinn einer Dissertation?

Wissenschaftspolitischer Sprecher des ZdK Thomas Sternberg zu den Kriterien der Beurteilung geisteswissenschaftlicher Arbeiten

Die Debatte über die Dissertation der Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan weist nach Auffassung des Sprechers für Grundfragen der Bildung, Wissenschaft und Kultur des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, über den vorliegenden Fall weit hinaus. Er fordert die Wissenschaftsverbände dazu auf, sich mit der Frage nach den Standards einer wissenschaftlichen Arbeit neu zu befassen. Sternberg verweist darauf, dass sich bereits namhafte Wissenschaftler in diesem Zusammenhang warnend zu Wort gemeldet haben. "Das Ansehen der Geisteswissenschaften in ihren wissenschaftlichen Arbeiten steht auf dem Spiel", so der ZdK-Sprecher wörtlich.
Bei der jetzigen Kritik an einer theologisch-pädagogischen Untersuchung werde die Frage nach ihrem Erkenntnisgewinn und der geistigen Durchdringung des Themas offensichtlich gar nicht gestellt, stellt Sternberg fest. Das Ziel einer geisteswissenschaftlichen Dissertation sei die Erfassung, Darstellung und Auswertung der vorliegenden Literatur, des früher einmal Gedachten und Geschriebenen, unter einer gegebenen, eigenständigen Fragestellung.

"Heutige Promovenden werden durch hyperkritisches Vorgehen erheblich verunsichert", vermutet der ZdK-Sprecher, "ein klärendes Wort aus der Wissenschaft ist dringend geboten, soll nicht aus einer durchsichtigen politischen Aktion ein erheblicher Schaden für die gesamten Geisteswissenschaften entstehen. Die Wissenschaftsvereinigungen müssen klärend eingreifen."

Für Sternberg drängt sich der Verdacht auf, es gehe nach dem völlig anders gelagerten Fall Guttenberg allein darum, mit den Prüfverfahren missliebige Politiker oder deren Unterstützer in den Geruch unseriöser Arbeit zu rücken. Der wissenschaftspolitische Sprecher des ZdK hierzu wörtlich: "Eine Fülle von Dissertationen – auch die von Wissenschaftlern oder Journalisten - wären nach den Kriterien der Untersuchung des Buches der Bundesbildungsministerin zu beanstanden. Einer aufgeschreckten Öffentlichkeit wird ein Zerrbild geisteswissenschaftlicher Arbeit geboten."

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