ZdK-Präsident Glück: 2011 ist das Jahr der Weichenstellungen

Zunehmende kulturelle Konflikte sind dramatischer Sprengstoff, gefährlicher als die sozialen Spannungen

Das Jahr 2011 wird nach Einschätzung des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, ein Jahr wichtiger Weichenstellungen für die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland, aber auch für die weitere Entwicklung in Deutschland insgesamt und im Globalisierungsprozess werden.

"Für alle diese Bereiche gilt: entweder es kommt zu den richtigen Weichenstellungen und Entscheidungen, oder die Probleme werden zunehmen und eskalieren", formulierte Glück beim Neujahrsempfang der Erzdiözese Freiburg am Dienstag, dem 11. Januar 2011.

Für die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland sei es sehr wichtig, dass die Hoffnung auf Erneuerung und Veränderung nicht in einer neuen und großen Enttäuschung ende. Das sei die wichtigste und größte Aufgabe dieses Jahres. Der Besuch des Heiligen Vaters in Deutschland sei dafür ein wertvoller Impuls.

ZdK-Präsident Glück dankte Erzbischof Robert Zollitsch für seine wegweisende Initiative als Vorsitzender der Deutschen Bischofkonferenz zu einem konstruktiven Dialog im partnerschaftlichen Geist. "Vor 40 Jahren war der Beginn der Synode in Würzburg, die zu einer beispielhaften Qualität der Zusammenarbeit zwischen Klerikern und Laien, Wissenschaft und pastoraler Praxis führte. Es ist jetzt nicht die Zeit und die Situation für eine neue Synode, aber die Qualität einer ähnlichen Gesprächskultur ist der Schlüssel für die Zukunft der Kirche in Deutschland".

Bei aller Dringlichkeit der innerkirchlichen Aufgabenstellungen dürfe sich die katholische Kirche, dürften sich insbesondere auch die Laien nicht nur auf die innerkirchlichen Fragen fixieren, betonte der ZdK-Präsident mit Nachdruck. "Unsere Verpflichtung ist es, aus unserer Überzeugung und mit Kompetenz den notwendigen Beitrag zur Bewältigung der Aufgaben unserer Zeit einzubringen".

Die außerordentlich erfreuliche Entwicklung in der Wirtschaft und in der Statistik des Arbeitsmarktes dürfe nicht darüber hinweg täuschen, welche sozialen Probleme sich gleichzeitig entwickeln. Als Folge des hohen Anteils von Geringverdienern und häufig unterbrochenen Arbeitsverhältnissen sei die Altersarmut für viele programmiert. Die sehr häufig befristeten Arbeitsverträge für die Jungen ermöglichten kaum eine Lebensplanung mit Familiengründung.

"Die größte Herausforderung unserer Zeit ist aber die gefährliche Entwicklung zunehmender kultureller Spannungen und Konflikte in unserer Gesellschaft und weltweit", unterstrich Glück. Als Indiz sieht er die wachsenden kulturellen Spannungen, die wachsende Intoleranz gegenüber Minderheiten in fast allen Gesellschaften und Völkern. Die Zahl der ethnisch oder religiös motivierten Konflikte nehme weltweit dramatisch zu.

Aber auch Deutschland sei keine Insel der Seligen. "Niemand kann sicher sein, dass wir nicht morgen ähnliche Entwicklungen und politische Strömungen bekommen, wie in unseren Nachbarländern, wie in den Niederlanden, Frankreich, England und anderen Ländern. Mancher Beitrag in der Integrationsdebatte ist dafür ein Alarmzeichen."

Nach Ansicht des ZdK-Präsidenten sind der Terrorismus der Islamisten, der wachsende Fundamentalismus in Religionen und die Angst vor Identitätsverlust die mittlerweile weltweit prägenden Merkmale für die Entwicklungen in vielen Gesellschaften. Die Folge sei eine Überbetonung der eigenen Kultur und Identität bis hin zu neuen Gesichtern des Nationalismus. Hier entwickele sich ein Sprengstoff, der noch viel gefährlicher werden könne, als alle sozialen Spannungen und Konflikte. "In dieser Situation sind die Religionen, die Religionsgemeinschaften und die Kirchen in einer besonderen Verantwortung", betonte Glück. "Die gemeinsame Orientierung ist die Würde des Menschen, die nach christlicher Überzeugung unabhängig von sozialer und kultureller Prägung und religiöser Überzeugung für alle der Maßstab sein muss".

Pressemitteilung “ZdK-Präsident Glück: 2011 ist das Jahr der Weichenstellungen” als PDF

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