Glasgow als neuer Meilenstein der Nachhaltigkeit: Den grünen Wandel global verwirklichen

Erklärung der Initiative für Christen (IXE)

Als europäische christliche Laien sorgen wir uns um die Gesundheit unseres Planeten und das Wohlergehen sowie die Zukunft der Menschheit. Die Erde ist auf dem Weg zu einer Erderwärmung von etwa 4°C, weit entfernt vom in Paris vereinbarten Zielpfad einer globalen Erwärmung von maximal 2°C, möglichst 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau. Dies wird zu einer unwiderruflichen Verschlechterung der Lage führen, insbesondere zum Schmelzen von Gletschern und Polareis, steigenden Meeresspiegeln, zunehmenden Dürren, Lebensmittelknappheit, gewaltigen Stürmen und vielen weiteren drastischen Folgen. Wir nehmen wahr, dass die Schöpfung ausgebeutet und übernutzt wurde, dass das Gleichgewicht des Lebens bedroht ist und sich die ökologische Krise kontinuierlich verschärft.

Papst Franziskus hat Armut, Wohlstand und Ökologie miteinander verknüpft, als er erklärte, dass Klimawandel, globale Armut und Ungleichheit die Gründung des gemeinsamen Hauses behindern. Wir sind gerufen vom Heiligen Geist, uns an der Schönheit unseres Planeten zu erfreuen, den Wert und die Würde der ganzen Schöpfung zu bewahren sowie die Bedürfnisse der Natur und der Menschheit in Einklang zu bringen. Wir müssen unsere Verantwortung annehmen, für die Schöpfung Sorge zu tragen.

Die Förderung von Umweltgerechtigkeit ist verbunden mit der Schaffung von Frieden. Die Klimakrise betrifft uns alle, aber sie betrifft vor allem die Verwundbarsten, unter ihnen indigene Gemeinschaften und Kleinbauern. Jene, die schon heute am wenigsten haben, leiden am meisten unter den Folgen des Klimawandels. Gleichgültigkeit ist keine christliche Option. Wir sorgen uns angesichts des Elends, das unsere Schwestern und Brüder ertragen müssen und das die junge Generation in Zukunft schultern muss. Sie alle erinnern uns daran und bitten darum, jetzt auf verantwortungsvolle Weise zu handeln. Europa sollte beim Einsatz gegen den Klimawandel ein Vorbild sein und eine Führungsrolle einnehmen. Gemäß dem Prinzip der gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortung, müssen unsere wohlhabenden Nationen mehr tun als andere.

1. Im Dezember 2020 hat die EU entschieden, ihr Klimaziel bis 2030 auf 55 % unter dem Niveau von 1990 anzuheben. Diese Frist markiert einen Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität der EU bis 2050. Wir fordern eine schnelle Umsetzung von effektiven Maßnahmen in diesem Jahrzehnt und darüber hinaus, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Dabei ist das Ziel der Klimaneutralität von besonderer Bedeutung. Es sollte konsequent in die Tat umgesetzt werden. Zusätzlich fordern wir, bei den Netto-Null-Emissionszielen deutlich zwischen Senkung und Abbau von Treibhausgasemissionen zu unterscheiden, anstatt beide Strategien miteinander zu verrechnen. Wir fordern die EU dazu auf, in den Verhandlungen der COP 26 vereint aufzutreten.

2. Die Berücksichtigung sozialer Belange während der notwendigen Veränderungen ist entscheidend. Ein ökologischer Wandel funktioniert nicht ohne sozialen Ausgleich und Sorge um die Bedürftigsten. Wir müssen den Schrei der Erde und der Armen hören. Jene, die den kleinsten CO2-Fußabdruck haben, sollten nicht die schwerste Last zu tragen haben.

3. Wirtschaftlicher Wohlstand und ökologischer Wandel sollten nicht als unvereinbare Ziele betrachtet werden. Wir fordern Investitionen in die technologische Forschung, in eine Kreislaufwirtschaft, in Bildung und Information, um die sozial-ökologische Wende voranzutreiben.

4. In einer globalisierten Welt beeinflusst der Handel die Emissionen weltweit. Die Regeln der WTO verhindern kein effektives politisches Handeln, um den Klimawandel zu bekämpfen, aber sie tragen auch nicht zwingend dazu bei, die Klimakrise abzumildern. Regionale Handelsabkommen können ein Weg sein, einen grünen Wandel im internationalen Handel voranzutreiben. Wir erkennen die Vorteile des EU-Mercosur-Abkommens für die Bevölkerungen von Europa und Südamerika an, rufen aber gleichzeitig zu einem größeren ökologischen Bewusstsein in den abschließenden Beratungen auf. Auf keinen Fall darf ein Abkommen ratifiziert werden, das eine ruiniöse Ausbeutung und Abholzung von Wäldern bewirkt. Eine gemeinsame Verpflichtung auf einen Prozess nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung ist das Mindeste, was wir im Hinblick auf ökologische Standards erwarten. Allgemein erwarten wir von der EU, eine CO2-Steuer für importierte Güter einzuführen. 

Als IXE fühlen wir uns verpflichtet, in unseren Kirchen und in unseren jeweiligen Ländern die Unterstützung für eine nachhaltige Zukunft und die Bewahrung der Schöpfung zu fördern. In der Pandemie und ebenso in der Klimakrise kann sich niemand alleine retten. Wir erkennen an, dass Bemühungen jedes Einzelnen und der Gemeinschaft unerlässlich sind. Anstatt in unsere alten Verhaltensmuster zurückzufallen, sind wir gerufen, uns jetzt und nach der Pandemie zu gelebter Nachhaltigkeit zu bekehren. Lasst uns den Wert eines schlichten und erfüllten Lebensstils und zufriedener Genügsamkeit neu entdecken. Lasst uns die Möglichkeiten des ökologischen Wandels ergreifen und neue Formen des Zusammenlebens erproben. Wir müssen unseren Beitrag zu ökologischer und sozialer Gerechtigkeit und Frieden leisten, um eine menschliche Familie zu werden.

Die Initiative Christen für Europa (IXE) ist ein Zusammenschluss von Laienorganisationen und engagierten Christen aus verschiedenen europäischen Ländern. Allgemeines Anliegen von IXE ist es, ein lebendigeres Bewusstsein für ein vereintes Europa in die nationalen Debatten einzubringen. Ziel der Initiative ist es, die Begegnung von Christen in Europa zu fördern und die Soziallehre der Kirche voranzubringen, um ein besseres gegenseitiges Kennenlernen und Verständnis der historischen und kulturellen Unterschiede zu erreichen. Weitere Informationen: www.initiative-ixe.eu

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