Statement von Bischof Genn

im Rahmen der Vorstellung des Leitworts des 101. Deutschen Katholikentags in der Akademie Franz Hitze Haus - es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrter Herr Prof. Sternberg,
sehr geehrte Damen und Herren,


„Suche Frieden“ – Sie, Herr Prof. Sternberg, haben gerade das Leitwort des 101. Deutschen Katholikentags, den wir vom 9. bis 13. Mai 2018 in Münster feiern, vorgestellt.
Ich kenne das Leitwort auch erst seit einigen Tagen, aber je öfter ich es mir sage, umso sicherer bin ich, dass wir eine sehr gute Wahl getroffen haben.

Vielleicht wundern Sie sich, wenn Sie das Leitwort lesen: „Suche Frieden“. Fehlt da nicht ein Ausrufezeichen oder müsste es nicht heißen „Ich suche Frieden“? Wir haben uns jedoch bewusst für die Fassung ohne Ausrufezeichen und „Ich“ entschieden, denn schon in dieser Doppeldeutigkeit liegt eine besondere Stärke des Leitworts. Zum einen kann es jeder als persönliche Aufforderung verstehen, selbst den Frieden zu suchen. Zum anderen kann jeder mit dem Leitwort ein ganz persönliches Zeugnis geben, indem er bekennt, dass er den Frieden sucht.

Das Leitwort ist der Heiligen Schrift entnommen, genau Psalm 34, Vers 15. Gottes Botschaft an die Menschen ist eine Friedensbotschaft. Im Kontext des Leitworts macht der Psalmbeter deutlich, dass Gott ihn in seiner Not gehört hat und ihm nahe gewesen ist. Gott war für ihn ansprechbar, hat ihm geholfen, ihn errettet und erlöst. Darauf gründet sich seine Hoffnung, das macht ihm Mut. Kann das nicht auch für uns eine ermutigende Botschaft sein? Auch wir können darauf vertrauen, dass Gott hört, wie sehr wir nach Frieden für uns und unsere Welt suchen.

Schon als ich die Einladung zum Katholikentag 2018 nach Münster ausgesprochen habe, habe ich betont, dass von dem Treffen eine Friedensbotschaft ausgehen muss. Münster ist die Stadt des Westfälischen Friedens, der 2018 vor 370 Jahren geschlossen wurde, vor 400 Jahren brach der 30-jährige Krieg aus. 2018 ist es zudem 100 Jahre her, dass der Erste Weltkrieg zu Ende ging. Und auch aktuell – und sicher auch in zwei Jahren – gibt es kein Thema, das uns alle so umtreibt, wie die Suche und die Sehnsucht nach Frieden. Das Leitwort unterstreicht, dass wir beim Katholikentag 2018 in Münster ein Zeichen setzen werden für Frieden, Nächstenliebe und Menschenwürde – über alle Grenzen, Konfessionen und Religionen hinweg. Gewalt, Terror, Fremdenfeindlichkeit und dumpfe Parolen, wie wir sie leider in letzter Zeit auch in Deutschland erleben mussten, werden nicht das letzte Wort haben.

„Suche Frieden“ – das meint für uns aber auch deutlich mehr, als dass wir uns die Abwesenheit von Gewalt und Krieg wünschen. In Deutschland sind wir in den vergangenen 70 Jahren von wirklichen kriegerischen Auseinandersetzungen verschont geblieben. Doch wenn wir über unser eigenes Land hinausblicken, ist die Welt voller Krieg, Terror und Gewalt. Mehr als fünf der gut sieben Milliarden Menschen leben heute in Staaten, in denen es bewaffnete Konflikte gibt. Was für eine erschreckende Wirklichkeit.

Doch, wie gesagt, Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg. Frieden beginnt bei mir selbst: Leben wir wirklich mit uns selbst in Frieden? Und: Wie sieht es in unseren Familien aus, in unserer Nachbarschaft, am Arbeitsplatz?

Auch bei diesen ganz alltäglichen Situation setzt das Leitwort an und will uns ermutigen, hier Frieden zu suchen. Könnte das nicht eine Botschaft und Anregung auch schon im Zugehen auf den Katholikentag 2018 in Münster sein?

In diesem Sinne lade ich Sie alle ein: Suchen Sie den Frieden und „outen“ Sie sich auch gerne als Menschen, die Friedens-Sucher sind.

Rede “Statement von Bischof Genn zur Vorstellung des Leitworts des 101. Deutschen Katholikentags” als PDF

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