Pressestatement von ZdK-Präsident Alois Glück
Vorstellung der gemeinsamen Orientierungshilfe "Ethisch-Nachhaltig-Investieren", eine Orientierungshilfe für finanzverantwortliche katholischer Einrichtungen in Deutschland. - es gilt das gesprochene Wort
Ich freue mich sehr, dass wir Ihnen heute die Orientierungshilfe zum Ethisch-nachhaltigen Investment für Finanzverantwortliche in der katholischen Kirche in Deutschland vorstellen können. Für diese gemeinsame Initiative und die gute Zusammenarbeit bei der Erarbeitung der Orientierungshilfe danke ich der Deutschen Bischofskonferenz sehr herzlich. Die Orientierungshilfe wurde im Auftrag der Gemeinsamen Konferenz erarbeitet und dann von den einzelnen Gremien der Deutschen Bischofskonferenz und des ZdK verabschiedet. Diese Orientierungshilfe ist zugleich ein handfestes Ergebnis der intensivierten Zusammenarbeit, die mit dem 2010 angestoßenen Dialogprozess der Deutschen Bischofskonferenz einhergeht. Neben den großen Dialogtagungen sind für uns auch die Beratungen in der Gemeinsamen Konferenz, die regelmäßig zwei Mal im Jahr zusammenkommt, von großer Bedeutung. Hier besprechen wir – wie heute – Themen und Initiativen mit kirchlicher und gesellschaftspolitischer Relevanz.
Der Umgang der Kirche mit ihren Finanzen und ihrem Vermögen ist eine zentrale Frage für die Glaubwürdigkeit von Kirche insgesamt, insbesondere auch für die Glaubwürdigkeit in ihrem Wirken in und für die Gesellschaft. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Transparenz von kirchlichen Finanzstrukturen und Vermögensverhältnissen, die vor allem durch die Vorgänge im Bistum Limburg in der Kritik standen. Ebenfalls für die Glaubwürdigkeit von Bedeutung sind die Ziele und Kriterien, nach denen kirchliche Gelder am Kapitalmarkt investiert werden. Die ethisch-nachhaltigen Kriterien wirken bei der Geldanlage doppelt: Zum einen signalisieren kirchliche Investoren durch eine ethisch-nachhaltige Anlagestrategie den Unternehmen, dass sie ihre unternehmerische Praxis stärker nach ethischen und ökologischen Kriterien ausrichten sollen. Zum anderen können kirchliche Investoren mit dem ethisch-nachhaltigen Investment ihre notwendigen Geldanlagen in Einklang mit ethisch reflektierten, christlichen Wertvorstellungen bringen.
Das ZdK hat bereits 2007 eine Handreichung zum Thema "Ethisches Investment" veröffentlicht. Denn ethisch-nachhaltige Geldanlagen geben der katholischen Kirche in Deutschland und ihren Einrichtungen die Möglichkeit, die Wirtschaft und die Gesellschaft aktiv und über ihre praktische Arbeit für soziale und caritative Zwecke hinaus mitzugestalten. Diese Möglichkeit des ethisch-nachhaltigen Investments wird schon jetzt von zahlreichen kirchlichen Akteuren wie Pfarrgemeinden, Orden, Hilfswerken und Diözesen genutzt wird. Auch viele unserer Verbände und diözesanen Räte haben sich schon intensiv mit dem Thema beschäftigt und bringen Ihre Expertise dazu in ihre Diözesen ein oder gehen mit ihrer praktischen Anlagepolitik vorbildlich voran. Jedoch gibt es auch noch viele kirchliche Akteure, die Nachholbedarf haben oder denen es an Unterstützung und Orientierung zur praktischen Umsetzung einer ethisch-nachhaltigen Anlagepolitik fehlt.
Genau hier setzt die Orientierungshilfe an: Sie will katholische Anleger und Einrichtungen motivieren, sich mit ihrem Anlageverhalten auch in ethischer Hinsicht auseinanderzusetzen. Zugleich möchte sie praktische Anleitung für eine ethisch-nachhaltige Anlagepolitik sein.
Dem ZdK ist ein breiter Prozess der Reflexion und Aneignung dieser Orientierungshilfe in allen kirchlichen Einrichtungen ein Anliegen. Einen solchen Prozess werden wir als ZdK und in der Gemeinsamen Konferenz beobachten und konstruktiv begleiten.
Ich hoffe, dass die nun vorliegende Orientierungshilfe nicht nur eine praktische Hilfe für die eigene Anlagepolitik und für die Umsetzung ethischer Überzeugungen kirchlicher Investoren sein wird, sondern auch gesellschaftspolitische Wirkung entfaltet.
Zum einen kann die Orientierungshilfe kurz nach der Veröffentlichung der Enzyklika Laudato Si‘ aufzeigen, dass ethisch-nachhaltiges Investment ein wichtiger Baustein für eine neue umweltschonendere und sozial gerechtere Wirtschaftsweise darstellt. Zum anderen kann die Orientierungshilfe dazu beitragen, dass die katholische Kirche in Deutschland als glaubwürdiger und wichtiger Akteur am Finanzmarkt wahrgenommen wird, der mit gutem Beispiel vorangeht und damit neue Maßstäbe setzt, wie Wirtschaft, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit miteinander in Einklang gebracht werden können.