Partnerstimmen zum Klimawandel
von Pirmin Spiegel im Rahmen der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) - es gilt das gesprochene Wort
Einführung
Kardinal Óscar Rodríguez Maradiaga bezeichnet den Klimawandel als „das Zeichen der Zeit“, in Würzburg zu Beginn diesen Jahres – vox temporis/vox Dei!
Sebastiao Salgado sagt zur Eröffnungsausstellung von Genesis in Berlin: die Erde wäre froh, wenn wir weg wären – sie braucht uns nicht, jedoch wir sie! Und es gibt nur die eine.
Die ökologische Katastrophe wird zur sozialen. Bereits bestehende soziale Asymmetrien werden durch den Klimawandel verstärkt.
2015: Papstbesuch auf den Philippinen / Fastenaktion Misereors 2015 mit Beispiel-Partner-Land Philippinen / Petersburger Klimagipfel / SDGs in New York / Ökumenischer Pilgerweg / COP 21 in Paris.
Partnerstimmen aus den Kontinenten
Asien
Philippinen
Wenn es früher in Davao regnete, dann regnete es einfach nur … Aber wenn es heute zu regnen beginnt, dann werde ich mit jedem Tropfen und mit jeder Stunde unruhiger, weil es der Beginn einer Sturmflut und der Beginn von maßloser Zerstörung sein kann. Ich habe Angst um Davao, denn eine solche Katastrophe scheint so nah zu sein wie niemals zuvor.
Wir als Kirche müssen es schaffen, mit dem Irrsinn aufzuräumen, dass das Unwetter und die Umweltkatastrophen Gottes Strafe für unsere Sünden sind. Der Klimawandel ist menschengemacht und nicht mehr aufzuhalten.
Ich glaube, dass der Klimawandel noch zu stoppen ist. Diesen Kampf dürfen wir nicht aufgeben, weil wir sonst niemals sehen können, ob wir eine Chance gehabt hätten.
Viele Menschen sind von den Unwettern bereits traumatisiert; je nachdem, woher sie kommen und was sie erlebt haben.
Der Klimawandel ist der “major aspect of the earth”. Er betrifft uns alle, auch wenn wir das nicht direkt mitbekommen oder sehen. Aber alles hängt zusammen: Der Klimawandel, die Umwelt, die Menschen. Über 2000 Fischarten leben in einem Riff. Die Korallen sterben, die Fische verlieren ihren Lebensraum. Die Fischer haben kein Auskommen! Deswegen kann das Rezept auch nicht die Prävention sein, da der Klimawandel bereits geschieht. Es geht um Anpassung. Du siehst ihn nicht, aber du spürst ihn.
2010 brachte Taifun Megi Zerstörung über den Inselstaat. Zwei Millionen Menschen waren betroffen, 31 starben. Zuerst dachten wir, das ist einer der schweren Taifune, die alle 50 Jahre kommen”, sagt Ledrolen Manriquez (…) Ein Jahr später wütete Taifun Nesat (drei Millionen Betroffene, 83 Tote). Auch da dachten wir noch, es ist eine Ausnahme”. 2012 folgten Bopha (6 Millionen Betroffene, über 1.000 Tote) und im November 2013 schließlich Super-Taifun Haiyan, der über 6.300 Menschen das Leben kostete. Längst waren die schweren Taifune keine Ausnahme mehr. Sie waren zur Regel geworden.
FABC –Föderation der asiatischen Bischofskonferenzen
Der Klimawandel ist für unseren Planten eine durch nichts zu vergleichende Bedrohung. Es gibt fortwährend Unwetter, Todesopfer und Zerstörung von Häusern … Unsere Möglichkeiten ein gutes Leben zu führen, werden zunehmend verringert … Obwohl wir Katholiken in Asien nur 3 Prozent der Bevölkerung ausmachen, muss die Kirche eine klare und vertrauenswürdige Stimme sein. Wir sollten uns von den Auseinandersetzungen zwischen Regierungen, Politikern und NGO über die Gefahren des Klimawandels nicht entmutigen lassen. Es steht in unserer Verantwortung, sie von der Botschaft des Evangeliums zu überzeugen, von der Botschaft der gegenseitigen Sorge füreinander
(Kardinal Gracias auf dem FABC-Klima-Seminar in Bangkok 2013, FABC-Paper Nr. 140).
Lateinamerika
Bolivien
…der Grundwasserspiegel und damit unser Brunnen sinken gemeinsam mit dem Titicacasee vor uns. Die Häuser und landwirtschaftlichen Flächen um ihn herum sind größtenteils leer und ungenutzt…..Wir bohren unsere Brunnen tiefer und tiefer, aber kommen kaum dem sinkenden Wasserspiegel hinterher.
Die Verteidigung wirtschaftlicher Interessen blockiert das Zustandekommen eines neuen Klimaabkommens welches die Natur, die soziale Gerechtigkeit und insbesondere die Situation der benachteiligten Bevölkerungsgruppen ernst nimmt.
Hier in der Dorfgemeinde Maiza Laguna haben wir mit der Unterstützung vieler versucht, dem Klimawandel die Stirn zu bieten. Aber trotz Bewässerungssystem und Regenwasserauffang sind wir dabei, die Segel zu streichen. Mehr als 60% der Familien haben das Dorf den Rücken gekehrt, weil es hier ohne Wasser keine Zukunft geben kann.
Brasilien
Obwohl Brasilien 12% des gesamten Süßwasseranteils auf der Welt hat, fehlen heute schon 46 Millionen Einwohner von Brasilen die ausreichende Menge von Trinkwasser des täglichen Bedarfs
Afrika
Zentralafrika
In der DR Kongo, wie auch in vielen anderen Regionen Afrikas berichten unsere Partner von massiven Änderungen der Regenzeiten. Kleinbauern können nicht mehr nach ihrem Traditionellen Kalender arbeiten. Regen kommen früher oder später, fallen heftiger aber kürzer, es kommt zu unerwarteten Trockenperioden, … und die traditionellen Kulturpflanzen und Anbautechniken passen hier oft nicht mehr. In der Folge kommt es gehäuft zu Missernten.
Kamerun
Viele Menschen in den Ländern des Südens, insbesondere in Afrika, verlassen ihre Heimat, ihre Dörfer und ihre Länder, aufgrund der Degradation der Böden. Dieser massive Exodus ist eine direkte Konsequenz des Klimawandels, welcher durch die weiter steigenden Emissionen der sogenannten entwickelten Länder der reichen Erdhalbkugel verursacht wird. Das Recht auf Leben tausender Menschen ist oft in Bedrohung. In dieser Situation ist es Zeit darüber nachzudenken, ob der Klimawandel nicht schleichend zu Menschenrechtsverletzungen führt. Die komplizenhafte Stille der reichen Länder in Bezug auf die Katastrophen, welche die Opfer des Klimawandels erleiden, belegt erneut das Interesse die armen Länder in Armut zu halten.
Text von Hans-Joachim Schellnhuber bzgl. Genesis-Ausstellung
In grausamer Ironie sind es … gerade die Menschen in den armen Ländern der Tropen, die unter den Folgen (des Klimawandels) am stärksten zu leiden haben. Also jene Menschen, die bislang am wenigsten zum Ausstoß von Treibhausgasen beigetragen haben. Die am wenigsten von der fossilen Wirtschaftsweise profitiert haben. Und die sich am wenigsten schützen können, weil der Bau von Deichen gegen den ansteigenden Meeresspiegels für die betreffenden Staaten unbezahlbar ist, genauso wie die Kleinbauern dort sich keine Versicherung gegen schwankende Erträge auf den Feldern und Äckern leisten können. Bangladesch ist hier nur das bekannteste Beispiel, mit seiner endlos flachen Küste und der Armut der Menschen.
DBK September 2006 – Die dt. Bischöfe (Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen u. Kommission Weltkirche).
Der Klimawandel: Brennpunkt globaler, intergenerationeller und ökologischer Gerechtigkeit. Analysiert werden u.a. die wechselseitige Verknüpfung von Klimawandel und Armut.
Weltklimarat (IPCC)
Es gebe keinen Grund folgende, zentrale Erkenntnisse anzuzweifeln:
1- Der Klimawandel wird hauptsächlich durch den Menschen verursacht
2- Ungebremster Klimawandel birgt hohe Risiken
3- Gefährlicher Klimawandel kann vermieden werden
Schon heute gefährdet der Klimawandel in einigen Regionen die Ernährungssicherheit, die Wasserversorgung und die Gesundheit von Menschen und untergräbt internationale Bemühungen zur Armutsbekämpfung.
Es braucht verschiedene Akteure, die den notwendigen Wandel weltweit vorantreiben.
- Staaten/Regierungen
- Jede Bürgerin und jeder Bürger
- Privatwirtschaft
- Zivilgesellschaft
- Religionen
- naturwissenschaftliche Ergebnisse mit ökonomischen und politischen Analysen verbinden - globale Gerechtigkeit
Alle gemeinsam, wenn auch in unterschiedlicher Weise, tragen Verantwortung.
Pirmin Spiegel Hauptgeschäftsführer Misereor