Grußwort Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

Theologisches Forum Christentum - Islam Zwischen Glaube und Wissenschaft, Theologie in Christentum und Islam - es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrte Damen und Herren,

sehr geehrter Herr PD Dr. Hansjörg Schmid,

ich darf Ihnen, Herr Dr. Schmid, stellvertretend für das Theologische Forum Christentum – Islam sehr herzlich für die Einladung danken zu diesem Festakt und zur Tagung, in der Sie einerseits Bilanz ziehen und andererseits einen Ausblick unternehmen auf die Rolle der Theologie im Christentum und im Islam. Ich möchte Ihnen allen, die Sie dem Forum angehören und die Sie in den vergangenen Jahren zu seinem Entstehen und seiner Weiterentwicklung beigetragen haben, herzlich zum 10-jährigen Bestehen des Forums gratulieren und Ihnen für Ihr Engagement danken. Sie wollten nicht noch „ein neues Dialogforum wie viele andere“ schaffen, sondern den Fokus legen auf die theologisch-wissenschaftliche Begegnung, eine interdisziplinäre, wissenschaftliche  kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Religion und der Religion des anderen. In diesem Sinne ist das Forum ein herausragender Ort, ein einzigartiges Netzwerk des wissenschaftlichen Dialogs zwischen Christen und Muslimen auf Augenhöhe. Dank gilt an dieser Stelle u.a. auch der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, deren Verdienst es ist, dieses Forum mit zu ermöglichen.

Sie werden in diesen Tagen diskutieren, welche Aufgaben der Theologie – der christlichen und der islamischen – zukommen. Welche Erwartungen stellt die Gesellschaft an die Theologie? Wie muss Theologie beschaffen sein, um gesellschaftlich relevant zu sein? Wie kann Theologie als Wissenschaft unter modernen Wissensbedingungen und in institutioneller Anbindung universitärer Strukturen weiterentwickelt werden?

Als katholische Kirche unterstützen wir ausdrücklich die Etablierung theologisch orientierter Islamischer Studien und den weiteren Ausbau islamischer Religionspädagogik an deutschen Universitäten, denn ihnen kommt eine außerordentlich wichtige gesellschaftliche Funktion zu. Beides ist notwendig für die fundierte Ausbildung von ausreichend Lehrpersonal für einen flächendeckenden islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache und zur Unterstützung der Imamausbildung. Auch werden sicherlich Absolventen in anderen Berufsfeldern dazu beitragen, zivilgesellschaftliche islamische Strukturen weiterzuentwickeln und aufzubauen. Profilierte Institute islamischer Theologie werden mit ihrer wissenschaftlichen, vernunftbasierten Reflexion den akademischen theologischen Diskurs bereichern und gesellschaftspolitische Debatten intensiver mitgestalten können.


Theologische Institute in einer Zeit aufzubauen, in der – auch christliche – Theologie in ihrer Verortung an Universitäten intern und extern hinterfragt wird, bedarf einer intensiven theologischen Zusammenarbeit über die Grenzen der Religion hinaus.  Auch kann nur die Verortung der Theologie an den Universitäten die wissenschaftlichen Standards wahren, die erst in der direkten und freien Auseinandersetzung mit den anderen Wissenschaften und den Ansprüchen der Universität, wie sie an akademische Wissenschaften gestellt sind, gesichert sind.

Vor dieser Aufgabe steht jede Theologie und so muss die Kirche ihren Beitrag zum Gelingen der islamischen Theologie leisten! Ich kann Sie als katholische und evangelische Theologen/innen nur ermuntern, ihre islamischen Kollegen/innen beim Aufbau der Institute intensiv zu unterstützen und die enge Kooperation zu suchen.

Die Kirche muss sich generell – über die Wissenschaft hinaus - intensiver dem christlich-islamischen Dialog widmen! Als katholische Kirche laufen wir derzeit etwas Gefahr, uns zu sehr mit uns selbst zu beschäftigen.  Wobei unzweifelhaft unerlässliche Aufgabe jeder Religion ist, sich im heutigen Kontext selbstkritisch zu hinterfragen und Neues zu denken, denn nur so kann sie sich, den Glauben, die Lehre und ihre Traditionen fortentwickeln und die Gläubigen unterstützen, ein mündiges, erfülltes Leben in Beziehung zu Gott zu leben.

Als ZdK versuchen wir – ebenfalls seit nunmehr gut 10 Jahren - unseren Beitrag zum christlich-islamischen Dialog mit dem Gesprächskreis Christen und Muslime beim ZdK zu leisten. Einige von Ihnen hier sind auch Mitglied in diesem Gesprächskreis und ich möchte Ihnen sehr herzlich für Ihr Engagement dort und auch für das jeweilige christlich-islamische Dialog-Programm bei Katholikentagen danken![1] Beim Katholikentag Ende Mai in Regensburg werden erstmals der christlich-jüdische Dialog und der christlich-islamische Dialog in einem gemeinsamen Zentrum zusammengeführt sein, um die Begegnung von Christen, Muslimen und Juden zu ermöglichen. Unsere Gesellschaft ist geprägt von kultureller und religiöser Vielfalt, auch einer intra-religiösen Pluralität, sowohl im Christentum als auch im Islam und im Judentum. Daher müssen wir dem interreligiösen Lernen weitaus mehr Bedeutung beimessen als wir dies heute tun.

Papst Franziskus sind wir für seine Ermutigung zum Dialog in seinem apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ dankbar. Seine Worte sind eine Ermutigung für diese auch in der katholischen Kirche nicht immer wohlgelittene Arbeit.

Der „interreligiöse Dialog ist eine notwendige Bedingung für den Frieden in der Welt und darum eine Pflicht für die Christen wie auch für die anderen Religionsgemeinschaften.“ […] „Um den Dialog mit dem Islam zu führen, ist eine entsprechende Bildung der Gesprächspartner unerlässlich, nicht nur damit sie fest und froh in ihrer eigenen Identität verwurzelt sind, sonder auch um fähig zu sein, die Werte der anderen anzuerkennen, die Sorgen zu verstehen, die ihren Forderungen zugrunde liegen, und die gemeinsamen Überzeugungen ans Licht zu bringen.“

In diesem Sinne wünsche ich dem Theologischen Forum Christentum – Islam, dass es zu diesen Voraussetzungen des Dialogs weiter seinen Beitrag leisten kann: in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung theologischer Einzelfragen, die von einer gemeinsamen Reflexion über sozialethische und gesellschaftspolitische Fragen zur Gestaltung eines guten Zusammenlebens in unseren Gesellschaften wohl kaum zu trennen sein wird.

 

[1] An dieser Stelle darf ich meiner Freude Ausdruck verleihen, dass Ende letzten Jahres ein Förderverein gegründet wurde für einen ersten Deutschen Muslimtag 2016 – ähnlich dem Katholikentag und dem evangelischen Kirchentag. 

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