„Die Kirche gibt es nur, weil es die Welt gibt"
Rede von Kardinal Marx im Rahmen der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) - es gilt das gesprochene Wort
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat vor der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Regensburg den Austausch mit der katholischen Laienorganisation und den Verbänden gewürdigt. „Es ist wichtig, dass wir in offenen Gesprächen über die Zukunft der Kirche reden und miteinander versuchen, auf einem gemeinsamen Weg zu bleiben“, sagte Kardinal Marx. „Das auch öffentlich miteinander zu bezeugen, dafür ist der Katholikentag eine große Chance.“ Zugleich dankte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz allen, die den Katholikentag weiterentwickelt hätten. Kardinal Marx griff das Katholikentags-Motto „Mit Christus Brücken bauen“ auf und hob hervor: „Die Kirche gibt es nur, weil es die Welt gibt – nicht umgekehrt. Deswegen braucht sie Brückenbauer und den Mut, tiefe Täler zu überbrücken. Diesen Mut, die Weitsicht und das Engagement traue ich uns gemeinsam zu.“
Vor dem ZdK rief Marx die Laienvertreter zur Einheit in Vielfalt auf: „Bei gleicher Gewissenhaftigkeit können Katholiken in politischen Entscheidungen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen“, so Kardinal Marx. Diese Vielfalt beziehe sich aber nicht auf grundsätzliche politische Optionen. „Kein katholischer Christ kann sagen: Arbeitslosigkeit interessiert mich nicht oder der Schutz des Lebens ist nicht meine Angelegenheit. Bischöfe und Laien müssen in Grundoptionen ein gemeinsames Zeugnis ablegen ohne den Pluralismus überspringen zu wollen.“
Als konkrete Herausforderung und gemeinsamen Auftrag für die katholische Kirche nannte Kardinal Marx eine Erneuerung der katholischen Soziallehre: „Wir müssen über die Neubestimmung der Gesellschaft und des Staates auf globaler Ebene diskutieren, über den Kapitalismus hinausdenken, denn Kapitalismus ist nicht das Ziel, sondern wir müssen ihn überwinden.“ Mit Blick auf Europa wünschte sich Kardinal Marx, die Europapolitik stärker als Gestaltungsaufgabe zu sehen und sagte: „Ich möchte dazu aufrufen, pro Europa zu sein. Ich habe große Sorgen, dass wir das Projekt zerfleddern in den nationalen Politiken.“