Ökumenischer Kongress 2017 und 3. Ökumenischer Kirchentag 2019

Rede von Dr. Stefan Vesper im Rahmen der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) -es gilt das gesprochene Wort.

UNKORRIGIERTES
REDEMANUSKRIPT
Es gilt das gesprochene Wort.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit Jahrzehnten ist die Ökumene dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ein besonderes Anliegen. Ich nehme hier nur die Zeit, die ich als Generalsekretär mitgestalten konnte. Die beiden großen Ökumenischen Kirchentage 2003 und 2010 sind unvergessliche "Brückenpfeiler" (Hans Joachim Meyer) des ökumenischen Miteinanders und des Ökumenischen Zusammenwachsens gewesen.

Im Rückblick auf 2003 erinnere ich exemplarisch an die Feier zur Unterzeichnung der Charta Oecumenica durch alle in der ACK zusammengeschlossenen christlichen Kirchen in Deutschland. Und ich erinnere an den großen Schlussgottesdienst vor dem Reichstag und die bewegende Tauferinnerung, bei der wir uns gegenseitig mit gesegnetem Wasser ein Kreuz als Zeichen auf die Stirn machten zum Zeichen, dass das stimmt, was das Leitwort sagte: "Ihr sollt ein Segen sein!".

Der 2. Ökumenische Kirchentag ist uns allen in frischer Erinnerung. Hier will ich besonders an die Feier der Artoklasie auf dem Odeonsplatz erinnern, aber auch an den Eröffnungsgottesdienst auf der Theresienwiese und an die Worte des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler: " Wir dürfen aber heute uns selbst und die, die von außen auf die Kirchen schauen, auch daran erinnern, wie viel Gutes wir durch die Gemeinschaft und durch den Glauben erlebt haben – und wie viel Gutes durch gläubige Menschen getan wird (…) wie viel an gelebter Barmherzigkeit, an tatkräftiger Solidarität, an Dienst am anderen durch gläubige Menschen in dieser Gesellschaft lebendig ist. Das braucht unsere Gesellschaft. Das hat Dank und Anerkennung verdient." Das war nach dem Missbrauchsskandal ein wichtiger Moment für diese Tage unter dem Leitwort "Damit Ihr Hoffnung habt".

Von Anfang an war klar, dass sich die Präsidien des ZdK und des DEKT nach dem ÖKT zusammensetzen würden, um miteinander zu überlegen, wann ein möglicher 3. ÖKT stattfinden könnte.

Hierzu trafen wir uns in der Zwischenzeit mehrfach in Delegationen der beiden Präsidien.

Schnell schälte sich heraus:

- Wir wollen beide auf einen 3. Ökumenischen Kirchentag zugehen.

- Wir streben ein "ungerades" Jahr an (Ich erinnere an die Bedeutung der "geraden" und "ungeraden" Jahre für den jeweiligen Planungsprozess entweder auf ZdK-Seite oder auf DEKT-Seite)

- Es soll "so bald wie möglich", aber mit ausreichender Vorlaufzeit sein.

- Ein ÖKT braucht eine sichere und belastbare Einladung mit Blick auf die beiden einladenden Kirchen, auf die Stadt als Austragungsort und das jeweilige Bundesland, er braucht eine solide Finanzierung.

Auf der Basis dieser und anderer Überzeugungen wurde zunächst die Hauptfrage abgewogen, die sich aus der schlichten Betrachtung des Kalenders ergab: 2017 jährt sich zum 500. Mal der Thesenanschlag Martin Luthers und damit das wichtigste (es gibt natürlich mehrere) Grunddatum der Reformation.

Zu bedenken war also: Was spricht für und was spricht gegen einen 3. ÖKT im Jahre 2017. Zu dieser Frage wurden sehr gewichtige und sehr gute Argumente ausgetauscht, abgewogen, noch einmal ins Bedenken gestellt, wieder abgewogen.

Sehr bald kam dabei die Frage auf, wie man, wenn der 3. ÖKT später als 2017 stattfinden sollte, dann mit dem Jahr 2017 umgehen könne. Uns war klar, dass eine Entscheidung den Charakter eines "doppelten Konsenses" haben müsste, das heißt, ZdK und DEKT müssten sich einig sein – und sie beide müssten sich einig sein mit Blick auf das Jahr des 3.ÖKT und mit Blick auf eine gemeinsame Gestaltung von 2017.

Schließlich trafen die Präsidiumsdelegationen dann am 5. Dezember 2011 folgende Entscheidung (vgl. die damalige gemeinsame Pressemeldung von ZdK und DEKT).

Deutscher Evangelischer Kirchentag und Zentralkomitee der deutschen Katholiken planen weitere ökumenische Projekte

Fulda/Bonn Bei einer Zusammenkunft am Montag, dem 5. Dezember 2011, in Fulda haben die Präsidiumsdelegationen des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sich darauf verständigt, ihren jeweiligen Gremien vorzuschlagen, für das Jahr 2017 aus Anlass des Reformationsjubiläums gemeinsam eine große ökumenische Veranstaltung zu planen und für das Jahr 2019 einen 3.Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) anzustreben.

Orte und genaue Termine beider Projekte werden noch Gegenstand weiterer Beratungen sein.

Die Kirchen- und Katholikentage bis zum 3. ÖKT werden jeweils eine starke ökumenische Prägung erhalten, um ihren Charakter als Schritte auf dem gemeinsamen Weg zu unterstreichen.

Dieser Beschluss hat drei Elemente, die ich "rückwärts" noch einmal kurz skizziere: (1) Die Kirchen- und Katholikentage bis zum 3. ÖKT sollen jeweils eine starke ökumenische Prägung erhalten, um ihren Charakter als Schritte auf dem gemeinsamen Weg zu unterstreichen. Das belegen wir, wie ich finde eindrucksvoll, mit dem Katholikentag in Mannheim: mit einem Zentrum Ökumene, mit vielen großen und kleinen Ökumenischen Gottesdiensten, mit sehr vielen großen und kleinen Veranstaltungen zu ökumenischen Fragen, mit einer hervorragenden ökumenischen Zusammenarbeit vor Ort, für die wir den anderen Kirchen in Mannheim sehr dankbar sind, mit ökumenischer Präsenz in allen unseren Arbeitskreisen.

(2) Der Ort und der genaue Termin des 3.ÖKT im Jahr 2019 bedürfen noch genaueren Beratungen. Hierzu haben wir gemeinsam mit dem DEKT eine kleine Arbeitsgruppe eingesetzt, die mögliche Orte prüfen soll. Die Leitung dieser Gruppe  haben meine Kollegin Dr. Ellen Ueberschär und ich. Wir sind derzeit im Gespräch, es müssen zwei Ortskirchen gefunden werden, die uns einladen (eine Landeskirchen und ein (Erz-) Bistum.

(3) Das Jahr 2017 wird zahlreiche Feiern zum Reformationsjubiläums auf nationaler und internationaler Ebene haben, alle protestantischen Kirche, ihre "Bünde" und sozusagen ihre "Familien" werden es auf geeignete Weise feiern. Der DEKT hat bereits beschlossen, einen Evangelischen Kirchentag in Berlin zu veranstalten mit der Besonderheit, dass am Sonntag der Schlussgottesdienst in Wittenberg stattfindet und dass er gemeinsam mit der EKD veranstaltet und gestaltet wird. Das ist für die evangelische Seite und den DEKT eine große Besonderheit.

Was unseren gemeinsamen Plan angeht, "für das Jahr 2017 aus Anlass des Reformationsjubiläums gemeinsam eine große ökumenische Veranstaltung zu planen", so haben wir auch hier eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die demnächst konkretere Vorschläge machen wird, die wir dann unseren Gremien vorlegen. Wir denken an einen Ökumenischen Kongress oder ein "Ökumenisches Fest" oder etwas ähnliches, jedenfalls etwas, was unsere Zusammengehörigkeit betont und dem ökumenischen gemeinsamen Weg dient.

Ich erinnere hier an unsere Erklärungen zu ökumenischen Fragen im Jahr 2001 ("Ermutigung zur Ökumene"), 2008 ("Das Vaterunser – ökumenisch") und im Jahr 2011 ("Um der Menschen willen – Plädoyer für eine lebensnahe Ökumene"). Ich halte es für sehr wichtig, dass wir uns von Zeit zu Zeit hierzu äußern und auch Bewegung in das Gespräch bringen.

So bitte ich Sie vor diesem Hintergrund und auf diesem Weg, den Beschluss der Präsidiumsdelegationen zustimmend zur Kenntnis zu nehmen wie dies auch der Hauptausschuss getan hat. Ich weise darauf hin, dass der formelle Beschluss, im Jahr 2019 gemeinsam mit dem DEKT den 3.ÖKT durchzuführen, erst gefällt werden kann, wenn belastbare Vorverhandlungen erfolgreich abgeschlossen worden sind.

Dann sähe der ökumenische "Kalender", was die großen Laienbewegungen ZdK und DEKT angeht, für die nächsten Jahre so aus:

2012      98. Deutsch Katholikentag in Mannheim

2013      34. DEKT in Hamburg

2014      99. Deutscher Katholikentag in Regensburg

2015      35. DEKT in Stuttgart

2016      100. Deutscher Katholikentag

2017      36. DEKT in Berlin und Wittenberg sowie Gemeinsame Ökum. Veranstaltung von DEKT/ZDK

2018      101. Deutscher Katholikentag

2019      3. Ökumenischer Kirchentag

Ich schließe, indem ich noch einmal Horst Köhler in München zitiere: "Nur in ökumenischer Gesinnung, nur in Zusammenarbeit und nur in einem sichtbaren und wahrhaftigen Miteinander können die Christen heutzutage der Welt ein Zeugnis ihres Glaubens geben."

Lassen Sie uns dies durch die enge Zusammenarbeit von ZdK und DEKT weiter fördern.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Dr. Stefan Vesper, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

 

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