"Christen und Muslime – Partner in der pluralistischen Gesellschaft"

Vorstellung der Erklärung des Gesprächskreises "Christen und Muslime" von Gabriele Erpenbeck im Rahmen der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) -es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident,

sehr geehrte Mitglieder der Vollversammlung,

sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich, dass wir als Gesprächskreis "Christen und Muslime" beim ZdK heute hier in der Vollversammlung die Gelegenheit haben, Ihnen unsere Grundsatzerklärung "Christen und Muslime – Partner in der pluralistischen Gesellschaft. Eine gemeinsame Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen" vorzustellen und mit Ihnen zu diskutieren.

Ihnen, Herr Glück, herzlichen Dank für Ihre Worte zum interreligiösen Dialog in Ihrem Bericht zur Lage und für die Hinweise auf aktuelle Entwicklungen und Probleme, die es immer wieder als unmöglich erscheinen lassen, dass Christen und Muslime in einer Gesellschaft nicht nur friedlich miteinander leben, sondern auch gemeinsam für die Gesellschaft Verantwortung übernehmen können und wollen.

Die Beispiele, die der Präsident in seinem Bericht zur Lage genannt hat, zeigen die Notwendigkeit für das vielfache Bemühen und Engagement, das Zusammenleben unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen in unserer pluralistischen Gesellschaft zu gestalten.

Sie zeigen, wie viel gegenseitige Fremdheit und Unkenntnis nach wie vor existieren, wie erschreckend schnell und nachhaltig religiöse Überzeugungen und Traditionen für politische und Machtinteressen instrumentalisiert werden können.

Sie unterstreichen, wie unabdingbar der interreligiöse Dialog ist.

Deshalb ist es den Mitgliedern des Gesprächskreises, so wichtig, den Austausch mit Ihnen über unsere gemeinsame Erklärung zu suchen.

Der Gesprächskreis "Christen und Muslime" ist neben dem seit über 40 Jahren bestehenden Gesprächskreis "Juden und Christen" das zweite Gremium, in dem das ZdK den interreligiösen Dialog pflegt.

Er wurde im Juni 2000 gegründet – u. a. auf einen Anstoß aus der Vollversammlung heraus. Ihm gehören in der aktuellen Amtsperiode 2010-2013  18 Mitglieder an, 10 sind katholisch, ein Mitglied ist evangelisch und 7 sind muslimisch. Die Mitglieder sind ad personam berufen, also nicht als offizielle Repräsentanten einer Religionsgemeinschaft oder Organisation.

Einige sind heute ebenfalls hier, um das Gespräch mit Ihnen zu suchen. Der Gesprächskreis sieht sich auch als eine Art "input-Geber" für die Vollversammlung. Mit unserer gemeinsamen Arbeit möchten wir die im ZdK vertretenen Verbände, Organisationen, Räte, geistliche Bewegungen, Einzelpersönlichkeiten usw. zum Dialog ermutigen. Wir möchten Sie in Ihrem Engagement in Ihrem jeweiligen Umfeld bestätigen und unterstützen.

Mit der Einrichtung eines Gesprächskreises "Christen und Muslime" gab das ZdK auch eine notwendige Antwort auf die gesellschaftlichen Veränderungen, die Entwicklung Deutschlands hin zu einer multireligiösen Gesellschaft, eine Antwort insbesondere auf die zunehmende Präsenz der Muslime und damit des Islam, der sich Staat und Kirche zu stellen haben.

Der Gesprächskreis versteht sich nicht zuvorderst als Plattform für die Diskussion theologischer Fragestellungen, wenngleich die Vergewisserung der jeweiligen theologischen Positionen für die Arbeit im Gesprächskreis grundlegend ist.

Der Gesprächskreis sieht seine Aufgabe vor allem im Dialog zur Erarbeitung gemeinsamer Stellungnahmen zu konkreten gesellschaftspolitischen Feldern und praktischen Fragen des alltäglichen Zusammenlebens von Christen und Muslimen.

Herausarbeiten möchte der Gesprächskreis insbesondere die gemeinsamen Interessen und die gemeinsame Verantwortung von Christen und Muslimen für unsere Gesellschaft.

2008 hat der Gesprächskreis eine erste Erklärung zum "Islamischen Religionsunterricht als Chance für Integration und Dialog" vorgelegt, in der er sich für die Einführung eines konfessionellen islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen ausspricht. In dieser Frage hat sich seitdem sehr viel bewegt.

Den zweiten Schwerpunkt des Gesprächskreises bildete von Anfang an die sehr intensive Vorbereitung und Begleitung des christlich-islamischen Dialogprogramms bei den Katholikentagen in Ulm, Saarbrücken, Osnabrück und zuletzt in Mannheim sowie den beiden Ökumenischen Kirchentagen in Berlin und in München.

Auch in Regensburg werden Mitglieder des Gesprächskreises wieder mit viel Engagement an der Vorbereitung des Programms des dann gemeinsamen "Zentrums Interreligiöser Dialog" mitwirken.

Mit der Ihnen vorliegenden Erklärung unterstreicht der Gesprächskreis "Christen und Muslime", dass der christlich-muslimische Dialog nicht nur möglich ist, sondern in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht hat – von einer Anwaltschaft der Kirchen für die in Deutschland lebenden Muslime hin zu einer Partnerschaft, die es weiter auszubauen und zu verstetigen gilt.

Ich möchte nun Frau Mohagheghi und Herrn Dr. Schmid bitten, Ihnen den Erklärungstext vorzustellen.

Vielen Dank schon jetzt von mir an Sie beide, dass Sie diese Aufgabe übernommen haben.

 

Gabriele Erpenbeck, Vorsitzende des Gesprächskreises "Christen und Muslime" beim ZdK und Sprecherin des Sachbereichs Migration/Integration des ZdK

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