Pressekonferenz zur siebten Verleihung des „Kunst- und Kulturpreises der deutschen Katholiken“

Pressestatement des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Dr. Robert Zollitsch -es gilt das gesprochene Wort.

Wenn wir heute mit dem „Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken“ den Schweizer Architekten Professor Peter Zumthor auszeichnen – der u. a. auch Gebäude im Auftrag der katholischen Kirche geschaffen hat – dann wollen wir damit eine Messlatte setzen. Eine Messlatte auf dem bewährten Niveau eines Peter Parler, Elias Holl, Balthasar Neumann oder Rudolf Schwarz. Eine Messlatte als Selbstverpflichtung und Qualitätsstandard kirchlichen Bauens im 21. Jahrhundert. Und eine Messlatte für jegliches Bauen im öffentlichen Raum, an der sich auch die nicht-kirchlichen Bauherren messen lassen dürfen. Als Vertreter der Jury wird dies Professor Jan Pieper anhand des Werkes von Peter Zumthor nachher noch konkreter darstellen.

Wo immer in den letzten zehn Jahren von Kirche und Architektur die Rede war, richtete sich das öffentliche Interesse meist einseitig auf das Thema „Umnutzung / Profanierung / Abriss von Gotteshäusern“. Aber dabei darf nicht übersehen werden, dass seit 1995 in Deutschland mehr als 50 katholische Gotteshäuser und mehr als 600 sonstige öffentliche Gebäude der katholischen Kirche auch neu gebaut wurden – etliche davon sind international preisgekrönte Architekturen. Auch im 21. Jahrhundert sind unsere kirchlichen Neubauten prägende Landmarken. Kirchliches Bauen setzt auf Wettbewerb und Qualität – ich werde darauf anschließend beim Festakt näher eingehen.

Zweifellos: Die sakrale Topographie Deutschlands erlebt einen Umbruch. Deutschland ist ein religiös plurales Land geworden; die Einbettung neuer Synagogen und Moscheen in die Stadtzentren ist daher ein konsequenter Schritt, den die Deutsche Bischofskonferenz bewusst mitträgt. Doch in diesem Umbruch betonen wir den Grundsatz, dass religiöse Bauten grund-sätzlich nicht zum Ausdruck von Machtansprüchen oder Rivalität missbraucht werden sollten. Das gilt für jegliche Bauherrschaft von Religionsgemeinschaften in Deutschland. Die katholische Kirche steht für ein gelingendes Miteinander des Glaubens. Wir setzen uns aktiv dafür ein, dass dies auch einen urbanen, architektonischen Ausdruck findet. Genauso wie der soziale Gedanke soll auch das metaphysische Urbedürfnis des Menschen in seiner Vielfalt und in seiner öffentlichen Bedeutung städtebaulich lesbar werden. Dies ist ein ausdrückliches Anliegen der siebten Auslobung des „Kunst- und Kulturpreises der deutschen Katholiken“.

Qualitätvolle Sakralarchitektur fußt auf zwei Säulen: auf der einen Seite die Bauherren mit geschärftem Bewusstsein für die Qualität eines Kultraumes; und auf der anderen Seite kreative und empathische Architekten, die fähig sind, bei dieser Bauaufgabe der spirituellen Dimension eine angemessene Gestalt zu geben. Es ist eine der größten Herausforderungen für Architekten, ein Haus für eine Gemeinde zu bauen, die zusammenkommt, um Dank zu sagen dem, dessen Zusage „Ich bin der Ich bin da“ immer wieder neu in Erfüllung geht. Diese Architektur-Aufgabe besitzt einen bleibenden Reiz und auch dies soll beim „Kunst- und Kulturpreis 2011“ mit zum Ausdruck kommen.

 

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