Frauen bewegen Kirche

Rede von Sonja Billmann -es gilt das gesprochene Wort.

Frauen bewegen Kirche – gerne möchte ich mein ehrenamtliches Engagement als stellvertretende Vorsitzende im Kirchensteuerrat des Bistums Aachen unter dieses Leitwort stellen. Als einziges weibliches Mitglied dieses Gremiums von Männern in der Diözese Aachen – immerhin sind die meisten von ihnen ehrenamtliche Laien – wird mir deutlich, dass Finanzfragen in der katholischen Kirche immer noch keine Frauenfragen sind.

Inhaltlich bewegt hat mich in diesem Amt in den letzten Jahren die drängende Frage der immer knapper werdenden (Finanz)Ressourcen. Hat doch diese Diskussion so viel gemeinsam mit den anderen ressourcenorientierten Diskussionen in Kirche, deren Inhalt der Mangel an Gläubigen, Priestern und Ehrenamtlichen ist. Meist soll hier mit mehr finanziellen Mitteln der Ausgleich geschaffen werden für die quantitativ abnehmende Ressource Mensch. Lohnt es sich nicht viel mehr, von den Fähigkeiten und Möglichkeiten der in Kirche engagierten Frauen und Männer auszugehen und diese Ressourcen zu stärken?

Viele Menschen stellen mit den gezahlten Kirchensteuern Finanzressourcen zur Verfügung und stellen sich die Frage, was eigentlich genau mit diesen Mitteln geschieht. Am Rande bemerkt: Mit zunehmender Erwerbstätigkeit von Frauen in den vergangenen 30 Jahren sind vermutlich deutlich mehr weibliche Kirchensteuerzahler in dieser Gruppe. Ich wünsche uns, den in Kirche mehr als finanziell Engagierten, dass wir nicht den Blick auf die Menschen verlieren, die all dies finanziell ermöglichen. Wir müssen im Blick haben, dass diese Menschen die Einladung der Kirche – nicht nur zum Bereitstellen von finanziellen Ressourcen – immer noch annehmen.

Die Diskussion, ob in einer Diözese die finanziellen Mittel pastoralen Vorgaben folgen sollen oder ob es umgekehrt sein sollte, empfinde ich als vorgeschoben. Darunter liegt eigentlich die Frage, wer die jeweiligen Entscheider sind und in welchem Selbstverständnis sie ihre Macht und Entscheidungsbefugnisse sehen. Hier wünsche ich mir in den kommenden Jahrzehnten viel stärker zu erleben, dass die Kompetenz der Entscheider im Vordergrund steht und nicht ihr Amt. Ebenso wünsche ich mir, dass die unterschiedlichen Gremien in den Diözesen mehr unter der Prämisse der Kompetenzbündelung zusammenarbeiten. Mich freut, dass dies im Bistum Aachen mit dem Inkraftsetzen der Gemeinsamen Konferenzen aller Räte und der Gemeinsamen Versammlung aller Räte nach fünf Jahren Probezeit in diesem Jahr gelungen ist. Dies ist ein gemeinsamer Weg, der seinen Beginn in einer Finanzkrise hatte, die auch zu pastoralen und strukturellen Änderungen geführt hat. Er ist noch nicht zu Ende gegangen, aber er hat einen Ort der Auseinandersetzung und Begegnung ermöglicht.

Sonja Billmann, Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen

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