Frauen geben dem Glauben Zukunft, das habe ich in 30 Jahren Hauskirche erlebt.
Frauen bewegen Kirche
Rede von Luisa Costa Hölzl -es gilt das gesprochene Wort.
Aus der Partnerschaft mit meinem Mann entstand, geheiligt durch gegenseitige Liebe und durch das einander gespendete Sakrament, die eigene Hauskirche. Als Partner waren mein Mann und ich von Anfang an uns selbst die ersten und die wichtigsten Seelsorger. Als Eltern sahen wir uns in der von uns tagtäglich gebauten Kirche als Glaubenszeugen und Glaubensvermittler. Als Mutter übernahm ich in besonderer Weise, durch hohen Zeitaufwand und starke emotionale Nähe zu den mir anvertrauten vier Kindern, sehr konkret und sichtbar den Vorsitz dieser Hauskirche.
Gemeinsam Glauben lernen – Meine Familie bot mir als Lebensschule und Experimentierfeld zahlreiche Möglichkeiten, meinen eigenen Glauben zu festigen. Denn durch Kinderfragen und spätere Auseinandersetzungen mit den älter werdenden Kindern durfte ich Glaubensfragen erörtern und wurde manches Mal von den heftigen Stürme des Hinterfragens und Zweifelns durchgerüttelt. Mit meinen Kindern, in der breiten Spanne zwischen Kreuzzeichen auf der Babystirn und lautstarkem Entsetzen ob eines mitleidenden Gottes bei Naturkatastrophen, lernte ich, zu vertrauen und zu glauben.
Miteinander Glauben bezeugen – Aus den Gesten des Anfangs, über Rituale, Lieder, Gebete, durch den Umgang miteinander, durch das öfters mühsame gegenseitige Annehmen von Anderssein und Andersseinwollen, bezeugten wir füreinander und miteinander diesen Glauben an einen liebenden Gott. Ich war die Vorsteherin dieser Seelsorgestation, einer Station, die sich ständig neu entwickelte und die von mir logistische Kompetenz und hohe Flexibilität verlangte. Aus dieser inneren Zelle, die ständig neue Formen annahm, führten Wege nach draußen, in die Pfarrei, in den Verband, in den Freundeskreis, in Schule und Berufsleben.
Als Gemeinschaft Kirche sein – Den Kindern zeigte ich die Welt. Durch meine Liebe wurde für sie Gottes Liebe konkret. Durch meinen Dienst an ihnen lernten sie den Dienst an den Nächsten. Durch Nachahmung lernten sie sprechen und singen. Sie versuchten miteinander liebevoll umzugehen, auch wenn dies oft nicht klappte. Aber sie lernten, wie man dem anderen verzeiht und wie man Verzeihung annimmt. Tages- und Jahresrituale nahmen einen großen Platz in unserem Familienleben ein. Ich organisierte sie und kümmerte mich darum, dass Feste, Feiern und Alltag gelingen konnten.
Aus der Erfahrung als Vorsteherin meiner Hauskirche fühlte ich mich fähig, auch über die Familie hinaus mich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen. Dennoch stellte ich fest, dass dies nur bis zu einem gewissen Punkt erwünscht war. Auch merkte ich, dass Kirchenleitungen in ihrem Handeln und ihren Verlautbarungen wenig bis gar nicht auf diesen Schatz der Hauskirchen, auf das dort Erlebte und Erprobte, zurückgreifen. Es ist übrigens lächerlich, wenn z.B. ein junger 30jähriger Kaplan glaubt, mir als erfahrener Mutter, die diakonisch und priesterlich in ihrer Hauskirche wirkt, etwas vorschreiben zu müssen.
Vor kurzem erfuhr ich, ein junger Priester würde eine dreijährige Ausbildung in Familienpastoral machen. Er wird sicherlich viel Theorie lernen. Ich würde ihm empfehlen, ein Jahr lang bei und mit einer Familie zu leben!
Luisa Costa Hölzl, München Mitglied des ZdK