Einen neuen Aufbruch wagen

Frauen bewegen Kirche

Rede von Elisabeth Bußmann -es gilt das gesprochene Wort.

Die Herausforderung des Dialog-Auftaktes von Mannheim, „Im Heute glauben“, markiert bereits unauffällig aber deutlich: Kirche lebt heute, im 21. Jahrhundert, ganz anders als noch vor wenigen Jahrzehnten. Die Zeit meiner eigenen Kindheit und Jugend war geprägt vom Milieu eines Volkskatholizismus. Der Alltag der Menschen – sowie die Sonn- und Feiertage - hatten ihre unhinterfragte Prägung und Ausrichtung. „Im Heute“ ist mindestens festzuhalten, dass die (katholische) Kirche ihr Sinnstiftungsmonopol zur Deutung eines gelingenden Lebens eingebüßt hat. Im Gestern glauben fußte wesentlich auf tradierter Glaubensweitergabe, im Heute glauben fordert die aktive, immer neue Glaubensentscheidung und Reflexion jedes einzelnen Christen.
Allein hierin zeigt sich die Herausforderung für eine einladende Kirche.

In der Dimension dieses Entscheidungschristentums braucht Kirche die Räume zur gegenseitigen Vergewisserung und Ermutigung. Und sie braucht die geteilte Verantwortung aller Beteiligten, um Antworten auf die Zeichen der Zeit zu geben.

Vor diesem Hintergrund sind mir drei Aspekte wichtig:
Kirche kann nur in stetiger Selbsterneuerung zukunftsfähig sein (ecclesia semper reformanda),
außerdem kann Vertrauen nicht hierarchisch angeordnet werden
und nicht zuletzt kann auf die Glaubenskompetenz der Laien, von Frauen und Männern, zukünftig nicht verzichtet werden.

In dieser Hinsicht war die Dialogveranstaltung in Mannheim ein hoffnungsvoller Aufbruch. Mannheim darf deshalb nicht folgenlos bleiben. Wir brauchen den Dialog in den Gemeinden, den Verbänden, den Gremien. Bei allen notwendigen Klärungs- und Veränderungsprozessen im innerkirchlichen Bereich darf der Blick nicht verloren gehen auf unsere eigentliche Berufung:
unser Einsatz in Kirche und Gesellschaft, der begründet ist in der biblischen Grunderfahrung von Gottes Gerechtigkeit. Wir haben uns zu positionieren in der Gesellschaft, mit einer Leidenschaft für den Menschen, die sich für Christen aus der Leidenschaft Gottes für den Menschen ableitet.

Elisabeth Bußmann, Familienbund der Katholiken

 

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