Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; Denn ihr alle seid "Einer" in Christus Jesus. (GAL. 3,28)

Frauen bewegen Kirche

Rede von Christa Licharz-Lichtenthäler -es gilt das gesprochene Wort.

Als das Wort der deutschen Bischöfe „ Zu Fragen der Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft“ am 21.September 1981 erschien, traf es bei vielen engagierten katholischen Frauen auf den Wunsch zum Aufbruch und zur Veränderung. Auch für mich war es eine große Freude, in einem Arbeitskreis von Frauenseelsorgern und engagierten Katholikinnen mitzuwirken, der eine Arbeitshilfe zu diesem Bischofswort erstellte. Mit viel Elan haben wir uns an diese Aufgabe begeben und der Geist des Bischofswortes hat uns in der Zusammenarbeit von Priestern und Frauen begleitet. In den folgenden zwei Jahren bin ich dann mit dem Bischofswort und der Arbeitshilfe im Gepäck mit vielen katholischen Frauengruppen über Wünsche, Hoffnungen, Bewahrenswertes und Innovatives ins Gespräch gekommen.

Was ist heute, 30 Jahre später, aus diesem Prozess geworden? Nun, viele Hoffnungen der Frauen in der Kirche haben sich nicht erfüllt. Das Bischofswort hatte eine Vision - „ Die Kirche soll Modell für das gleichwertige und partnerschaftliche Zusammenleben und –wirken von Männern und Frauen sein.“
Von der Verwirklichung dieser Vision sind wir noch weit entfernt.
Der Grund dafür ist meiner Meinung nach etwas, das ich als strukturelle Ungleichbehandlung bezeichnen möchte. Es spielt sich nicht auf der persönlichen Ebene ab. (Hier gibt es viele Beispiele der gegenseitigen Wertschätzung in kirchlichen Vorständen und Gremien.) Es geht um die unreflektierte schlechtere Bewertung und Einordnung von Aufgaben und Arbeiten, die von Frauen ausgeführt werden. ( So wird z.B. der Theologe, der vor Erwachsenen einen Vortrag hält, immer noch höher geschätzt und bewertet als eine Theologin, die mit Müttern und Kindern arbeitet.)

Fast selbstverständlich führt diese Bewertung dazu,
- dass Frauen kein echter Anteil an Entscheidungsbefugnissen eingeräumt wird,
- dass es zu wenig partnerschaftliche Aufgabenteilung gibt,
- dass die gleiche Arbeit von Frauen und Männern ungleich in der Kirche entlohnt wird.
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Schon vor 30 Jahren haben die deutschen Bischöfe aufgezeigt, wie ein Weg in die Zukunft aussehen könnte: „ Männer aber auch Frauen, müssen dabei Vorrangstellungen und Privilegien aufgeben, neue Verantwortung übernehmen, von manchen Absicherungen ihres Status Abschied nehmen. Neue, flexiblere Aufgabenteilungen in Familie, Beruf, Gesellschaft und Kirche wollen eingeübt werden.“

Ich schaue mit Wehmut auf diese Sätze, denn viele junge Frauen sehen heute keine lohnenswerte Aufgabe mehr darin, ihre Kraft und Begabung in unsere Kirche einzubringen, in der Frauen und Männer nicht gleichwertig wirken können und beider Arbeit nicht gleich geschätzt wird.

Junge Frauen fehlen uns schon heute in der Glaubensverkündigung und im kirchlichen Leben.

Prof. P. Zulehner hat einmal gesagt: „ Was uns heute fehlt, wird uns morgen kostbar sein.“

Christa Licharz-Lichtenthäler, Familienpolitische Sprecherin des ZdK

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