"Die Kirche hat in Zukunft, wenn sie sich in konkreten Alltagsfragen an Jesu Handeln orientiert"
Frauen bewegen Kirche
Rede von Beate Kruse -es gilt das gesprochene Wort.
Wenn ich mit den ehrenamtlichen Verantwortungsträgerinnen aus den Diözesanverbänden der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands spreche, wird mir zunehmend deutlich, wie weit die kirchenamtlichen Aussagen und die Lebenswirklichkeit von vielen unserer Frauen und deren Kindern und Enkelkindern auseinanderklaffen.
Die Frauen der kfd gestalten mit großer Ausdauer, einer hohen Identifikation und aus einem tiefen Glauben heraus die Kirche mit. Sie leiden gerade deshalb sehr unter der Situation, dass ihre Kinder aus der Kirche austreten und mit Recht auf die Unglaubwürdigkeit gerade nach dem Missbrauchsskandal des letzten Jahres hinweisen oder den Umgang der Kirche mit Geschieden-Wiederverheirateten kritisieren.
Mich hat der Absatz im Bischofswort besonders angesprochen, in dem von der gleichen Würde von Frauen und Männern die Rede ist. Für mich ist es sehr wichtig zu lesen, dass „Gott auf jeden Menschen in Liebe schaut“ und dass diese Wahrheit nicht immer in der Kirchengeschichte gelebt und erkannt wurde (vgl. S. 9 f).
Ich bin davon überzeugt, dass die Kirche nur dann eine glaubwürdige Zukunft hat, wenn sie sich in konkreten Alltagsfragen an Jesu Handeln orientiert. Auf jeden Menschen mit Liebe zu schauen... das heißt für mich auch, dass im Umgang mit Geschieden-Wiederverheirateten neue Lösungen gefunden werden müssen. Die Ostkirchen haben uns gezeigt, dass das möglich ist.
Kirche muss der Ort sein, wo Menschen in schwierigen Lebenssituationen angenommen und respektiert werden. Wo denn sonst?
Deshalb treten wir als kfd für eine Kirche ein,
- in der Frauen und Männer unabhängig von ihrer Lebenssituation und Lebensform vorbehaltlos akzeptiert sind,
- die zu einem Ort wird, an dem getrennt lebende und geschiedene Frauen und Männer ohne Tabus über ihre Beziehung reden können,
- die selbstverständlich die Erfahrung von Trennung und Scheidung in das Leben der Gemeinden und in die Gottesdienste einbringt,
- die Geschieden-Wiederverheiratete vom Empfang der Sakramente nicht ausschließt.
Auch im Umgang mit Körperlichkeit und Sexualität müssen neue Schritte gegangen werden. So muss die Kirche befreiend und wertschätzend von Körperlichkeit und menschlicher Sexualität sprechen und mit einer befreienden zukunftsfähigen Sexualethik auf die Fragen der Menschen von heute zeitgemäß antworten. Wir treten als kfd für eine Kirche ein,
- die Menschen als Einheit von Körper, Seele und Geist sieht,
- die Menschen im verantwortlichen Umgang mit ihrer je eigenen Sexualität stärkt,
- die sich mit neuen Ansätzen der Sexualethik auseinandersetzt,
- in der das Thema Körperlichkeit und Sexualität zu einem festen Bestandteil der Ausbildung von Priestern und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird,
- die sich ihrer durch sexualisierte Gewalt entstandenen Schuld stellt.
Ich bin davon überzeugt, dass vor allem die Frauen mit ihren Erfahrungen und Charismen dazu beitragen, dass Kirche als ein lebendiger Ort des Glaubens erfahren wird.
Beate Kruse, Bundesgeschäftsführerin der kfd