"Die Kirche macht sich zum Anwalt für die Frauen und lehnt jede Benachteiligung ab" (Vgl. Bischofswort S.11)

Frauen bewegen Kirche

Rede von Anna-Maria Mette -es gilt das gesprochene Wort.

Wenn ich das Bischofswort lese, dann fällt mir auf der einen Seite auf, wie viel sich gesellschaftlich in den letzten Jahren doch verändert hat. So ist es zum Beispiel selbstverständlicher geworden, dass Mütter erwerbstätig sind und dass Väter auch mit veränderten Männerbildern ihre Rolle als Vater leben. Es stellt niemand mehr in Frage, dass Mädchen eine qualifizierte Berufsausbildung anstreben, dass sie studieren und im Erwerbsleben, in Politik und Gesellschaft später ihre Frau stehen. Alleinerziehende Mütter müssen sich heute längst nicht mehr in dem Maße für ihre Lebenssituation rechtfertigen wie früher.

Auf der anderen Seite ist es genauso bemerkenswert, wie manche Herausforderungen und auch Benachteiligungen für Frauen immer noch bestehen und wie wenig sich verändert hat. Aus der Sicht von Frauen ist vor allem die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch lange nicht zufriedenstellend beantwortet. Die Rahmenbedingungen, die Müttern und Vätern einen gut balancierten Alltag mit Kindern und Beruf ermöglichen, sind immer noch unzureichend. Die kfd unterstützt den Wunsch und den berechtigten Anspruch vieler junger Frauen, nach einer zeitlich begrenzten Familienphase wieder in die Erwerbsarbeit einsteigen zu können. Anders als frühere Frauengenerationen spielt die eigenständige soziale Absicherung und Altersversorgung für Frauen, auch wenn sie in Teilzeit arbeiten, eine entscheidende Rolle. Angesichts aktueller Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, Veränderungen im Eherecht und der derzeitigen zunehmenden Altersarmut ist die eigenständige soziale Absicherung von hoher Wichtigkeit. Die zunehmende Tendenz, dass Frauen in geringfügige und ungeschützte Beschäftigungsverhält-nisse abgedrängt werden, macht uns große Sorgen.

Die Kirche muss daher unbedingt ihren Einfluss auf die Entwicklung von Gesetzesvorlagen, auf Verhältnisse in der Wirtschaft und in der Gesellschaft bewahren. Sie sollte ihn verstärken und mit Nachdruck ausüben. Der Satz aus dem Bischofswort: „Sie (die Kirche) macht sich zum Anwalt für die Frauen; sie lehnt jede Benachteiligung ab und setzt sich für die Verwirklichung der Menschenrechte der Frau ein.“ ist für mich als stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands der wichtigste überhaupt. Das heißt, dass wir als größter katholischer Frauenverband in unserem gesellschaftspolitischen Engagement für die Gleichstellung von Frauen und Männern eine starke Bündnispartnerin an unserer Seite haben. Und auch umgekehrt kann sich die Kirche von uns unterstützt wissen, wenn sie sich für die Rechte von Frauen hier und weltweit einsetzt.

Es bleibt noch viel zu tun und ich bin sehr froh, dass das 30jährige Jubiläum wieder neu dazu beiträgt, den Blick auf die Situation von Frauen in Kirche und Gesellschaft zu lenken.

Anna-Maria Mette, stellvertretende Bundesvorsitzende der kfd

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