Einführung in den Aufruf "Hoffnung – Grund und Ziel des 2. Ökumenischen Kirchentages in München"

von Hans-Georg Hunstig im Rahmen der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) -es gilt das gesprochene Wort.

Es sind achteinhalb Jahre her, dass ich hier in der Vollversammlung des ZdK in unsere Erklärung "Ermutigung zur Ökumene" eingeführt habe. Ich schloss damals mit der Liedzeile aus dem bekannten Lied "Sonne der Gerechtigkeit" (Nr. 262 im Evangelischen Gesangbuch und Nr. 644 im Gotteslob), die deutlich macht, dass die Ökumene ein nur bedingt "machbarer", aber besonders auch ein spiritueller Vorgang ist. Ich knüpfe daher in meiner kurzen Einführung daran an:

"Schaue die Zertrennung an, der sonst niemand wehren kann. ... Lass uns eins sein, Jesu Christ,
wie du mit dem Vater bist, in dir bleiben allezeit heute wie in Ewigkeit. Erbarm dich, Herr."

Mit dem heutigen, als Antrag des Hauptausschusses vorliegenden Aufruf wollen wir bewusst an unsere Position von 2001 anknüpfen, die wir im Vorfeld des 1. Ökumenischen Kirchentages in Berlin erarbeitet hatten. Wir unterstreichen ausdrücklich deren Kernaussagen zur Ökumene, die für das ZdK Grundlage unseres entschiedenen Einsatzes auch für den 2. Ökumenischen Kirchentag sind. Insoweit kann ich auf den Antragstext verweisen.

Im ZdK bzw. unserem Arbeitskreis "Pastorale Grundfragen" haben wir in den vergangenen zwei Jahren intensiv an unserem Vater- unser-Projekt gearbeitet, das wir als Beitrag des ZdK zur aktuellen Lage der Ökumene und für den Ökumenischen Kirchentag verstehen. Neben der Handreichung, die wir dazu am 30.11.2008 vorgestellt haben, ist jetzt rechtzeitig vor dem Ökumenischen Kirchentag unsere Publikation "... so auch auf Erden. Ökumenisch handeln mit dem Vater unser" erschienen. Darin finden Sie zur Nachahmung anregende Beispiele, die zeigen, welche Chancen das Vater unser enthält, neue Impulse für das ökumenische Handeln vor Ort zu geben.
Sie stammen aus verschiedenen Konfessionen und Regionen Deutschlands und sollen Lust machen auf neue Wege zur Einheit der Christenheit. So ist das Buch ein Baukasten der Ökumene für alle

christlichen Gemeinden, Verbände, Gruppen und Initiativen. Diesen und Ihnen als Mitglieder der Vollversammlung des ZdK empfehle ich es, in dem Antrag wird dieses Anliegen benannt.

Noch genau 25 Tage trennen uns nun vom 2. ÖKT. Der Deutsche Evangelische Kirchentag und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken sind zusammen mit den beiden Münchener Gastgebern – Erzbistum und Landeskirche – die Eltern dieses Kindes. Nicht nur, weil wir dieses Kind vor einigen Jahren mal gewollt haben, nein, weil wir mit diesem Ökumenischen Kirchentag der Ökumene in unserem Land neuen Schub geben wollen, rufen wir heute bewusst noch einmal zur Teilnahme an diesem großen Treffen der Christinnen und Christen auf.

Ich greife gerne auch die kritischen Stimmen aus den letzten Tagen auf, die unzufrieden mit der Entwicklung der Ökumene sind, die ungeduldig sind, die jetzt schon meinen, der ÖKT erfülle die Erwartungen nicht. Ja von einem "Etikettenschwindel" ist sogar geschrieben worden, da es nicht zur gegenseitigen Einladung zum Abendmahl/zur Eucharistiefeier kommen werde. Ein bekannter Theologe begründet damit sein "Ohne mich". Ich halte es dazu mit unserem evangelischen Präsidenten des ÖKT Eckhard Nagel, der sagt: "Die enge Fokussierung auf diesen Punkt verhindert, dass wir Dinge tun, die wir tun könnten und sollten", und setze auf die vielen ökumenischen Akzente, die im Programm für München gesetzt sind und die uns zusammenführen werden. Besonders hebe ich dabei auch die Vesper mit Brotsegnung hervor, zu der uns die orthodoxen Christen am Freitagabend einladen und die uns an die wunderbare Brotvermehrung erinnert. Bei der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu vor drei Jahren war ich ein beeindruckter Zeuge eines solchen Gottesdienstes und freue mich sehr, dass wir das München erleben dürfen, da es uns nicht zuletzt an den Auftrag des Herrn erinnert "Gebt ihr ihnen zu essen".

Wir haben den Aufruf überschrieben mit der Aussage, dass es unsere christliche Hoffnung ist, die letztlich der Grund und das Ziel des Ökumenischen Kirchentages ist. "Damit ihr Hoffnung habt" ist unser Leitwort. Als überzeugter Ökumeniker möchte ich Ihnen daher einen Hoffnungsgedanken zitieren, der in der aktuellen Ausgabe von "Christ in der Gegenwart" zur "Ökumene jetzt" formuliert ist: "Wo Christen ihre Auferstehungshoffnung gemeinsam feiern, wird auch die Sehnsucht nach dem Mehr wachsen, betend, denkend, kämpfend. Wir resignieren nicht. Das größte Werk des Heiligen Geistes ist der menschliche Geist. Er macht, dass wir machen können, auch in der Ökumene, jetzt."

Ich hoffe sehr, dass Sie der Vorlage zustimmen können. Ich bitte darum. Und da ich mit einem Lied begonnen habe, möchte ich auch mit einem Lied, meinem ganz persönlichen Hoffnungslied, enden, das aus Taizé kommend im Liederbuch des ÖKT unter Nr. 16 steht: "Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht: Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht." In diesem Sinne wünsche ich uns, der ganzen Christenheit und unserem Land ein großes Hoffnungsfest in München beim 2. Ökumenischen Kirchentag.

Hans-Georg Hunstig Sprecher des Sachbereichs 1

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