Ethisches Investment - Mit Geldanlagen Verantwortung übernehmen

Statement von Prof. Dr. Udo Steffens im Rahmen der Pressekonferenz Ethisches Investment des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) -es gilt das gesprochene Wort.

Investmentangebote die mit dem Etikett "ethisch" ausgezeichnet sind, erfreuen sich seit geraumer Zeit eines erhöhten Angebotes und finden auch eine erhöhte Nachfrage. Die Finanzindustrie der Bundesrepublik Deutschland wie auch die weltweite Finanzindustrie haben sich auf ein veränder-tes Nachfrageverhalten der verschiedene Segmente des Marktes eingestellt.

Gleichwohl ist zu sehen, dass sich unter der Marke "ethisch" eine Vielzahl sehr heterogener Anbieter und Angebote findet. Gleiches gilt für die Nachfrageseite. Unter ethisch oder auch wertorientiert lassen sich eine nahezu unendliche Zahl von Anlegermotiven subsumieren. Zweifellos sind dem Begriff ethisch auch eine Menge von Marketingstrategien und Unternehmenspositionierungen zu assoziieren.

Das Entstehen eines Marktes für ethisch gestaltete Finanzangebote indiziert eine Rückbesinnung auf die, der jeweiligen Gesellschaft zugrunde liegenden, basalen Werte. Die Globalisierung, die eine nie vorstellbare Erhöhung der weltweiten Finanztransaktionen hervorgebracht hat, das weltweite Sourcing sowie die weltweite Arbeitsteilung, haben zu einer ungemeinen Erhöhung der Komplexität wirtschaftlichen Handels auf dieser Welt geführt. Produktionsprozesse und Produkte (auch Dienstleistungen) sind in ihrem Entstehungsprozess für die Konsumenten nicht mehr nachvollziehbar. Finanzierungshandel zusammen mit der Kommunikationsindustrie sind wesentliche Treiber dieses globalisierten Prozesses.

Investoren und Nutzer von Finanzierungsangeboten sehen diese Prozesse zunehmend kritisch. Sie möchten durch ihr Geld nicht unbewusster Weise und/oder Arten von Produktionen unter-stützen, die mit ihrem Wertesystem in einen Konflikt geraten. Entsprechend fragen sie bei den Produzenten von Finanzangeboten nach, welche Inhaltsstoffe - in welcher Weise das zur Verfü-gung gestellte Geld investiert wird - in dem Investmentangebot enthalten sind.

Was im jeweiligen Wertesystem des Investors als "gut" oder "schlecht" bewertet wird, liegt in seinem jeweiligen Wertesystem begründet. Da sich die Wertesysteme national wie auch global ausdifferenzieren, muss auch das Angebot an ethischen Investments entsprechend vielfältig gestaltet sein. Ein wesentlicher Teil von Investmentmöglichkeiten ist entlang eines christlichen Wertesystems gestaltet. Hier haben insbesondere kirchlich orientierte Banken ein attraktives Betätigungsfeld. Gleichwohl gibt es auch eine Vielzahl von Themenangeboten, die sich mit Armutsbekämpfung, Mikrofinanzierung, Ökologie, gesunder Ernährung, eine Welt-Ansatz u. ä. mehr beschäftigen. Das heißt, man muss durchaus sehen, dass sich in diesem Spektrum der ethischen Investments ein Markt konkurrierender Wertesysteme und unterliegender unterschiedlicher religiöser und/oder weltanschaulicher Orientierungen etabliert hat.

Dieser Markt wird getrieben von einer zunehmenden Wohlfahrt der Familien und der damit zusammenhängenden Möglichkeit (im Sinne des Aufsteigens auf der Maslowschen Bedürfnispyramide) über die bewusste Steuerung der eigenen Investments Verantwortung für ökonomisches Handeln zu übernehmen. Das Gleiche gilt für Institutionen, die aufgrund ihrer Rolle in der Gesellschaft ihr eigenes Assetmanagement bewusster, das heißt weniger anonym gestalten wollen, respektive müssen.

Der Markt entwickelt sich demnach entsprechend und bietet Möglichkeiten der strategischen Positionierung. Er wird unterstützt durch begleitende Prozesse der Schaffung entsprechender Qualitätssiegel zur Vermittlung von Orientierung für die Anleger (z. B. Lux Flag für MiKrofinanzfonds).
Sozialverantwortliches Investieren muss und sollte meines Erachtens nicht einhergehen mit unterdurchschnittlichen Renditen. Ethische Investments sollten idealer weise zeigen, dass ihre Wertorientierung "produktiv" ist. Das heißt die Nachhaltigkeit der Investments sollte sich durch eine zumindest durchschnittliche Rendite (gemessen am allgemeinen Markt) bestätigen.

Prof. Dr. Udo Steffens Präsident und Vorstandsvorsitzender der Frankfurt School of Finance & Management

 

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