Programmatische Würdigung 40 Jahre Abschluss des II.Vatikanischen Konzils und 30 Jahre Abschluss der Synoden in Würzburg und Dresden

Einleitung von Prof. Dr. Meyer im Rahmen der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) -es gilt das gesprochene Wort.

Redemanuskript:
Es gilt das gesprochene Wort


Begrüßung und Einleitung

Der Höhepunkt unserer Vollversammlung ist die Würdigung dreier Kirchenversammlungen, die Geschichte geschrieben haben: Des II. Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965), die vor vierzig Jahren zu Ende ging, und der beiden deutschen Synoden, die vor dreißig Jahren abgeschlossen wurden – der Gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik in Würzburg (1971 bis 1975) und der Pastoralsynode der Jurisdiktionsbezirke in der DDR (1973 bis 1975). An diese Kirchenversammlungen sind große Erwartungen geknüpft worden und sie haben bedeutsame geistige Bewegungen ausgelöst. Wir alle leben von der Frucht des II. Vatikanums, das die Kirche als Volk Gottes beschrieb und sich der ganzen Menschheit im Geiste Jesu Christi und seiner Frohen Botschaft zuwandte. "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi" – so lautet die berühmte Einleitung von Gaudium et Spes. Mit Glaubenszuversicht und Gottvertrauen begann das Konzil einen neuen Abschnitt auf dem langen Pilgerweg der Kirche durch die Geschichte. Eben weil die Kirche weiß, dass Gottes Ruf und die Frohe Botschaft seines Sohnes den Menschen jeder Zeit und an jedem Ort gilt, hat sie auch die Kraft zur ständigen Erneuerung und klammert sich nicht ängstlich an Zeitbedingtes und Vordergründiges.

Die beiden deutschen Synoden in Würzburg und Dresden stellten sich der Aufgabe, die Beschlüsse des Konzils in Deutschland zu konkretisieren - im Geiste des gleichen Glaubens, wenn auch unter unterschiedlichen, ja, gegensätzlichen äußeren Bedingungen. Denn nur die Gemeinsame Synode in Würzburg konnte sich der durch die Verfassung garantierten Freiheit der Kirche erfreuen. Ihr vom Heiligen Stuhl approbiertes Statut setzte im Miteinander von Laien, Bischöfen und Priestern das Kirchenverständnis von Lumen Gentium um und gab ein Beispiel, das – wie wir unbeirrbar hoffen – nicht vergessen, sondern wieder aufgegriffen und zum universalkirchlichen Modell gemacht wird. Ihr gemeinsames Nachdenken und ihre gründlich erarbeiteten Beschlüsse sind aus gutem Grund bis heute bestimmend für die Katholische Kirche in Deutschland. Wer sich von diesem Lebensstrom trennt, handelt unverantwortlich und schadet allen, am meisten aber sich selbst.

Die Dresdner Synode war – zusammen mit der ihr vorher gehenden Meißner Diözesansynode – das einzige katholische Ereignis dieser Art im gesamten kommunistischen Herrschaftsbereich und schon deshalb ein Beispiel christlichen Freiheitszeugnisses. In einer im Vorzeichen einer Ideologie verstaatlichten Gesellschaft schuf die Dresdner Synode, ähnlich den evangelischen Synoden in der DDR, trotz aller Bedrängnis einen Ort der innerkirchlichen Öffentlichkeit und bot eine Erfahrung des zugleich freimütigen und verantwortungsvollen Gesprächs, das wohl keiner der Beteiligten je vergessen wird. Trotz ihrer stark eingegrenzten Möglichkeiten sind ihre Beschlüsse, gerade für eine Kirche, die gesellschaftliche Minderheit ist oder sein wird, bis heute lesens- und bedenkenswert.

Mit großer Freude begrüße ich alle, die mit uns die beiden Jubiläen begehen. Mein besonderer Gruß gilt jenen, die selbst an einer der beiden deutschen Synoden mitgewirkt haben. Stellvertretend begrüße ich zunächst Herrn Dr. Joachim Pilz, der einer der Vizepräsidenten der Dresdner Pastoralsynode war, und die vier Mitglieder des ZdK, die an der Würzburger Synode teilgenommen haben: Herrn Prof. Dr. Hans Maier, Herrn Prof. Dr. Gottfried Leder, Herrn Prof. Dr. Ludwig Bertzsch und Herrn Prof. Dr. Bernhard Vogel. Ihn sowie Frau Dr. Maria Estor und Frau Dr. Ruth Kölblin, die ich ebenfalls herzlich begrüße, haben wir gebeten, uns von ihren Erfahrungen als Synodale zu erzählen. Einleitend wird uns Prof. Peter Hünermann in die theologische Faszination des Konzils einführen. Die Gegenwartsbedeutung der Jubiläen werden Frau Dr. Claudia Lücking-Michel und Herr Dr. Wassilowsky als Angehörige der nachkonziliaren Generation in die Gespräche einbringen, die von Schwester Dr. Aurelia Spendel und Klaus Prömpers moderiert werden. Am Anfang unserer Würdigung von Konzil und Synoden steht ein Vortrag von Bischof Dr. Gebhard Fürst, unserem geistlichen Begleiter, über das Konzil und sein grundlegendes Dokument Dei Verbum. Mit Bischof Fürst habe ich die Freude, Herrn Weihbischof Kleinermeilert zu begrüßen. Wie Sie wissen, wird sich am Abend Kardinal Lehmann, von Rom kommend, mit einem synodalen Rückblick an unserer Jubiläumsfeier beteiligen.

Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, Präsident des ZdK

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