97. Deutscher Katholikentag 2008
Rede von Dr. Stefan Vesper im Rahmen der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) -es gilt das gesprochene Wort.
Top 1a.
Redemanuskript
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Schreiben vom 2. November 2005 habe ich Sie darüber informiert, dass wir in Bezug auf den Katholikentag 2008 eine gegenüber der Herbstvollversammlung 2004 geänderte Lage haben.
Am 19. November 2004 hatte die Vollversammlung einstimmig die Einladung von Bischof Dr. Felix Genn angenommen, den Katholikentag im Jahr 2008 in Essen durchzuführen.
Wie Sie gesehen haben, hat uns Bischof Genn mit Schreiben vom 21. Oktober 2005 mitgeteilt, dass das Bistum Essen sich derzeit nicht in der Lage sieht, im Jahr 2008 Gastgeber des Katholikentags zu sein, da die Umsetzung des im Bistum beschlossenen Zukunftskonzepts in den kommenden Jahren in einer Weise Kräfte binden wird, die das Bistum pastoral, organisatorisch und finanziell vor gewaltige Aufgaben stellt.
Diesem Brief vom 21. Oktober 2005 ging ein vertraulicher Gesprächsprozess voraus, in den Bischof und Präsident, Generalvikar und Generalsekretär, dann auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Geistliche Assistent des ZdK, der Sekretär der Bischofskonferenz und die Herren Weihbischöfe aus Essen, aber auch die Vorsitzende des Diözesanrats Essen einbezogen waren. Dieser Gesprächsprozess war von hohem gegenseitigem Respekt geprägt.
Professor Meyer und ich, und keineswegs nur wir, haben in diesen Gesprächen die Chancen eines Katholikentags 2008 in Essen – gerade auch in schwierigen Zeiten – dargestellt. Wir haben großes Verständnis für die enormen Sorgen der Entscheidungsträger im Bistum Essen und ihre nicht leichte Situation zum Ausdruck gebracht. Darum sind wir hinsichtlich der Mitfinanzierung des Katholikentages durch das Bistum Essen diesem bis aufs Äußerste entgegengekommen und ich will hier klarstellen, dass es an der Finanzierungsfrage eindeutig nicht gelegen hat. Gerade weil wir die schweren Sorgen des Bistums sahen - sie spiegelten sich ja schon im Einladungsbrief des Bischofs vom letzten Jahr wieder - haben wir immer wieder nachdrücklich auf die Chancen hingewiesen, die ein Katholikentag auch und gerade in schwierigen Zeiten des Umbruchs für ein Bistum darstellen kann. Vor allem haben wir den Standpunkt vertreten, dass gerade im Jubiläumsjahr 50 Jahre nach der Bistumsgründung ein Katholikentag im Herzen des Ruhrgebietes dem Bistum Essen helfen könnte, die aktuellen Herausforderungen zu bestehen.
Seitens des Bistums Essen hat man umgekehrt auf die Dimensionen der Probleme im Umstrukturierungsprozess hingewiesen, die alle Kraft erforderten, und die Durchführung eines Katholikentags in Essen aus dortiger Sicht unmöglich machten. Die Verantwortlichen, Bischof Dr. Genn, die Weihbischöfe Grawe und Vorrath und Generalvikar Dr. Thönnes, haben dies selbst stark bedauert, gerade weil ihnen, wie sie uns gegenüber ausdrücklich deutlich gemacht haben, die hohe Bedeutung der Katholikentage bewusst ist. Dies drückt sich nicht zuletzt in dem nachdrücklich gemachten Vorschlag aus, den Katholikentag in späteren Jahren in Essen durchzuführen, was naturgemäß nur die Zeit nach dem Ökumenischen Kirchentag 2010 in München betreffen kann.
In unseren Gesprächen mussten wir schließlich gemeinsam dem Gedanken näher treten, für das Jahr 2008 nach alternativen Austragungsorten für den Katholikentag zu suchen. Auf dieser Grundlage hat Bischof Genn beim Bischof von Osnabrück, Dr. Franz-Josef Bode, angefragt, ob seine Diözese bereit sei, die Rolle des gastgebenden Bistums für den Katholikentag 2008 zu übernehmen.
Bischof Dr. Franz-Josef Bode hat dann, wie Sie gelesen haben, mit Schreiben vom 31. Oktober 2005 eine Einladung an das ZdK ausgesprochen, im Jahr 2008 in Osnabrück einen Katholikentag zu veranstalten. Für dieses Zeichen der Solidarität, des Muts und des Aufbruchs möchte ich Bischof Bode unseren herzlichen Dank aussprechen!
In den letzten Wochen haben wir mehrere Besuche in Osnabrück durchgeführt, hatten mehrere Gesprächen mit Bischof Bode und seinem Generalvikar Theo Paul und haben erste Prüfungen veranlasst, ob ein Katholikentag in Osnabrück organisatorisch und finanziell durchführbar ist. Natürlich kann, was sonst über Monate oder manchmal auch Jahre hinweg vorbereitet wird, nicht in wenigen Wochen bis in alle Einzelheiten abschließend geklärt werden.
Aber ich versichere Ihnen: wir können, wenn Sie so entscheiden, mit dem 97. Deutscher Katholikentag 2008 nach Osnabrück gehen. Die wichtigste Voraussetzung ist: die Bistumsleitung und die Laien stehen mit Begeisterung hinter dem Vorhaben. Die äußeren Bedingungen sind so, dass wir in Osnabrück erneut einen Katholikentag in den Dimensionen von Ulm 2004 und Saarbrücken 2006 durchführen können. Osnabrück verfügt nicht über ein Messegelände, wir werden also manches dezentraler machen müssen, was kein Nachteil sein muss. Der Katholikentag von Osnabrück wird und muss in mancher Hinsicht "anders" sein, aber er wird, dessen bin ich sicher, ein Katholikentag sein. Viele Menschen im Bistum, vor allem aber auch die Stadt und die Landesregierung haben sich bereits positiv zu dem Vorhaben geäußert und ihre großzügige Unterstützung in Aussicht gestellt.
Meine Damen und Herren, das Präsidium hat im Vorfeld dieser Vollversammlung in einer Sondersitzung die neue Situation eingehend erörtert und den Beschlussvorschlag zu einem Katholikentag in Osnabrück ihm Jahr 2008 vorgelegt, den Sie in ihren Unterlagen finden.
Meine Damen und Herren, ich denke, dass wir mit der heutigen Debatte ein Kapitel - vorerst - schließen und ein neues Kapitel kräftig aufschlagen sollten. Lassen Sie uns mit dem 97. Deutschen Katholikentag im Jahr 2008 in Osnabrück die Geschichte der Katholikentage gemeinsam weiterschreiben!
Dr. Stefan Vesper