Zur Bedeutung des Ökumenischen Kirchentags 2003 für die kfd hinsichtlich konkreter Fortschritte im ökumenischen Prozess und in der gesellschaftlichen Mitgestaltung

Rede von Annette Rieks, Generalsekretärin der kfd, t im Rahmen der 18. Delegiertenversammlung der AGKOD am 11./12. 10.2002 in Bad Honnef - es gilt das gesprochene Wort!

Ganz selbstverständlich engagiert sich die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands beim ÖKT 2003, denn wir sehen in ihm große Chancen für das Fortschreiten des Ökumenischen Prozesses und für die Mitgestaltung der Gesellschaft durch glaubende und Sinn suchende Männer und Frauen, die sich in katholischen und evangelischen Verbänden, Initiativen und Gemeinden engagieren.

Uns war es von Anfang an ein Anliegen, dass der ÖKT 2003 nicht nur der Vertiefung des Ökumenischen Prozesses zwischen KatholikInnen und ProtestantInnen dient, sondern auch der Vertiefung des Ökumenischen Prozesses dieser beiden Kirchen und der sogenannten kleineren Kirchen. Dieses Anliegen wurzelt in den guten Erfahrungen des vielfältigen ökumenischen Miteinanders im Weltgebetstag der Frauen. Am ersten Freitag im März laden Frauen aller Konfessionen in mehr als 150 Ländern unserer Erde zu einem Gebet ein, das unter dem Motto „Informiert beten – betend handeln“ steht. Im ökumenischen Miteinander erarbeiten Frauen aus einem Land eine Liturgie, in der sie ihre Lebenssituation und Anliegen vor Gott tragen. Diese Liturgie wird in die jeweiligen Landessprachen übersetzt und am selben Tag von Millionen Frauen in ökumenischer Gemeinschaft in den Gemeinden gefeiert. Bei dieser und vielen anderen ökumenischen Aktivitäten sind kfd-Mitglieder vor Ort und auf allen Ebenen unseres Verbandes hoch engagiert. In diesem Engagement erfahren wir immer wieder, dass der Ökumenischen Prozess in den Gemeinden sehr weit fortgeschritten ist. Ganz weitgehend kennen Christinnen unterschiedlicher Konfessionen einander in den jeweiligen konfessionellen Eigenheiten, in denen wir unseren gemeinsamen Glauben ausprägen. Wir wünschen uns, dass Entscheidungen unserer verfassten Kirchen die Vertiefung der ökumenischen Gemeinschaft ermöglichen. Wir hoffen, dass der ÖKT 2003 hierzu Mut macht!

In diesem Sinne begrüßen und übernehmen wir das Motto des ÖKT „Ihr sollt ein Segen sein“. Segen, das ist für uns eine Verheißung: eine Zusage Gottes und ein Auftrag. Wir sind davon überzeugt, dass das ökumenischem Miteinander von Frauen in den Gemeinden, dass die spirituelle Kompetenz ökumenisch engagierter Frauen ein Segen für die Kirchen ist. Wir sind überzeugt davon, dass das in dieser spirituellen Kompetenz wurzelnde politische Engagement von Frauen ein Segen für die Gesellschaft ist. Wir wünschen uns, dass das zukünftige Erscheinungsbild unserer Kirchen und unserer Gesellschaft diesen Segen deutlich sichtbar werden lässt. Frauen tragen dazu bei, dass die Rahmenbedingungen für das menschliche Zusammenleben allen Menschen das Leben in Fülle, das uns allen verheißen ist, ermöglichen. Frauen tragen dazu bei, dass der Gott der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens von allen Menschen erfahren werden kann und dass unsere Gesellschaftsordnung der Botschaft Jesu von diesem Gott immer mehr entspricht.

Alles, was die kfd beim ÖKT tut, geschieht in Zusammenarbeit mit unserem Schwesterverband „Evangelische Frauenhilfe in Deutschland“. kfd und EFHiD setzen das miteinander fort, worin wir schon eine lange Tradition haben: Wir schauen auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in unserem Glauben. Welche Spannungen liegen darin? Wann gehen wir unheilvoll damit um, wann heilbringend? Wie können wir Unterschiede und Spannungen fruchtbar werden lassen? Was hilft uns, Spannungen als bereichernde Vielfalt wahrzunehmen, Fremdheit und Grenzen zu respektieren und Wege zu ihrer Überwindung auszuprobieren?

Zusammen mit der EFHiD planen wir einen großen Stand auf der Agora unter dem Motto „Brot und Leben – miteinander teilen – miteinander feiern“. Das Zentrum dieses Standes soll ein großer Backofen sein, an dem wir vor allem Brot backen. Wir erinnern damit einerseits daran, dass die Zubereitung von Nahrung fast ausschließlich Frauensache war und weitgehend immer noch ist. Wir erinnern auch an unsere Sehnsucht, die Eucharistie miteinander zu teilen. Da das nicht geht, tun wir das, was möglich ist: Brot miteinander teilen, Leben miteinander teilen, unsere Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit miteinander teilen. Dass wir auch die Verantwortlichen unserer Kirche zu anderen als den bisher getroffenen Entscheidungen zur gemeinsamen Eucharistiefeier ermutigen wollen, verstehen Sie. Wir werden uns in diesem Zusammenhang die unterschiedlichen Segenstraditionen und –visionen in den Konfessionen bewusst machen und miteinander feiern. Dieses Zeichen des Backofens, des Brotbackens und Brotteilens in Gastfreundschaft werden wir in mehreren Aktionen immer wieder aufgreifen.

Auf dem ÖKT wollen wir dem Frieden eine Stimme geben und schauen mit diesem Wollen auf den Konflikte zwischen Israel und Palästina. Hier werden wir Zeichen aus Israel und Palästina aufgreifen und Zeichen setzen. Kleine Schritte sind in großen Konflikten immer wieder nötig, damit Frieden wachsen kann. Ansonsten engagiert sich die kfd mit der EFHiD zusammen in der Frauenkommission, die alle Angebote des Frauenzentrums vorbereitet, im Forum „Wie unser Leben gelingen kann, in dem wir fragen, wie die Vielfalt der Lebensformen uns gegenseitig stärken kann, und im Forum „Geschlechtergerechtigkeit“, das zum Thema Gender Mainstreaming arbeitet:

Unsere Anliegen hin auf den ÖKT 2003 sind von der Suche nach Gottes Gerechtigkeit unter den Menschen geprägt. In diesem Sinne haben wir uns für Geschlechtergerechtigkeit (gender mainstreaming) bei der gesamten Vorbereitung und Durchführung des ÖKT eingesetzt. kfd und EFHiD haben zusammen mit vielen anderen Frauen- und Männerverbänden ganz zu Beginn des Vorbereitungsprozesses einen entsprechenden Antrag an das Präsidium des ÖKT gerichtet. Der Antrag wurde vom Vorstand in dem Sinne positiv aufgenommen, dass wir gebeten wurden, Kriterien für Geschlechtergerechtigkeit zu benennen. Wir haben dies getan und werden nach dem ÖKT überprüfen, ob er tatsächlich nach diesen Kriterien vorbereitet und durchgeführt werden konnte. Auch darin sehen wir ein Zeichen dafür, dass katholische und evangelische Christinnen und Christen das ökumenische Miteinander der Kirchen und die Gesellschaft segensreich mitgestalten können.

Einige unserer ganz wichtigen Aktivitäten haben kfd und EFHiD auf breitere ökumenische Füße gestellt. So wird beispielsweise der Ökumenische Frauengottesdienst in Zusammenarbeit zwischen dem Christinnenrat und dem Deutschen Weltgebetstagskomitee vorbereitet. In beiden Zusammenschlüssen arbeitet die kfd intensiv mit.



Düsseldorf, 10.10.2002

Annette Rieks, Generalsekretärin der kfd

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