Ausgangslage und Perspektiven

Rede von Wolfgang Bullin, Würzburger katholisches Sonntagsblatt im Rahmen der 18. Delegiertenversammlung der AGKOD am 11./12. 10.2002 in Bad Honnef

Verschmelzung von
Arbeitsgemeinschaft Katholische Presse e.V. (AKP) und
Verband katholischer Buchhändler und Verleger e.V. (VKB)
zum Katholischen Medien-Verband e.V. (KMV)


Die Frage nach der Sinnhaftigkeit oder gar Notwendigkeit eines gemeinsamen Verbandes hat sich aus den Entwicklungen der zurückliegenden Jahre ergeben. Strukturelle, inhaltliche und wirtschaftliche Faktoren haben dabei eine Rolle gespielt. Aus verbandsinternen Überlegungen und zahlreichen Gespräche der Vorstände von AKP und VKB hat sich die Überzeugung herauskristallisiert, dass ein Zusammengehen der Verbände auf Zukunft hin der richtige Weg ist. Dabei ging es natürlich auch um Einsparmöglichkeiten und Synergieeffekte, aber nicht nur. Ganz entscheidende Aspekte waren unter anderem:
gemeinsames Anliegen (religiöse Publizistik) und damit viele Berührungspunkte;
die Chance, gemeinsam von der Erfahrung und dem Fachwissen zu profitieren, die in den einzelnen Fachbereichen vorhanden sind und nunmehr zusammengeführt werden können;
verbessertes Leistungs-, insbesondere Fortbildungsangebot an die Mitglieder;
stärkeres Gewicht in der Interessenvertretung der Mitglieder nach innen (Kirche) und nach außen (Gesellschaft);
gegenseitige Unterstützung im Marketing.

Stationen auf dem Weg

Am 23. Juli 1997 fand ein erstes Kontaktgespräch zwischen den Vorständen von AKP und VKB statt, in dem Überlegungen über eine gemeinsame Zukunft der Verbände angestellt wurden. Nach weiteren Gesprächen wurde eine Analyse des Ist-Zustandes sowie der Potenziale und Chancen eines Zusammengehens in Auftrag gegeben. Im Januar 1999 wurde von beiden Vorständen die Zusammenlegung der Geschäftsstellen beschlossen und im Juli 1999 mit einem gemeinsamen Geschäftsführer vollzogen. Durch die Zusammenführung des Personals und der Räumlichkeiten wurden schon nach kurzer Zeit die Effektivität der Geschäftsstelle gesteigert, Synergien genutzt und auch Kosten reduziert, etwa bei Miete, Postversand, Informationsversand, Reisekosten. Parallel zu diesen Schritten wurden die Mitglieder immer wieder über die Entwicklung informiert, bzw. hatten, insbesondere bei den Mitgliederversammlungen, Gelegenheit, dazu Stellung zu nehmen. Nach Erarbeitung von Satzung und Verschmelzungsvertrag wurden diese im Frühjahr 2000 von beiden Vorständen verabschiedet und die entsprechenden Schritte in die Wege geleitet, um im Sommer 2000 – durch die jeweiligen Mitgliederversammlungen – die Verschmelzung beschließen zu können.
Für den VKB am 23. Juni 2000 in Bad Honnef und für die AKP am 6. Juli 2000 in Erfurt beauftragten die jeweiligen Mitgliederversammlungen mit großer Mehrheit die Vorstände, die Verschmelzung der Arbeitsgemeinschaft Katholische Presse e.V. (AKP) und des Verbandes katholischer Verleger und Buchhändler e.V. (VKB) durch Neugründung zum Katholischen Medienverband (KMV) voranzutreiben und alle erforderlichen Schritte zu unternehmen. Auf einer gemeinsamen Mitgliederversammlung beider bisherigen Verbände wurde dann am
7. November 2000 der KMV gegründet.

Ziele und Vorstellungen

Ziel der Verschmelzung war und ist die Schaffung eines gemeinsamen und damit „stärkeren" Verbandes, der seine Mitglieder in ihrem Einsatz für Medien besser unterstützen kann, der ihre Interessen nach innen und außen kompetent vertritt und inhaltlich gut positioniert ist. Große Bedeutung für den Schritt der Verschmelzung und die damit verbundenen Konzepte und Perspektiven war die bereits erwähnte, mit Unterstützung der Medien Dienstleistungs-Gesellschaft (MDG) durchgeführte Untersuchung.
Hier einige Auszüge aus den Ergebnissen:
Unter den Tätigkeitsfeldern des künftigen Verbandes wurde zunächst nach der Art der Interessenvertretung gefragt. Es zeigte sich, dass die Mitglieder vor allem eine entschiedene Interessenvertretung gegenüber der Kirche erwarten. Dies ist sicherlich Ausdruck auch der momentanen Unsicherheit, was die Medienpolitik der Kirche und die Situation von Kirche in unserer Gesellschaft betrifft. Während über 75 Prozent der Befragten die Interessenvertretung gegenüber der Kirche als „unverzichtbar" oder als „auch wichtig" erklärten, betrugen die entsprechenden Prozentsätze bei der Interessenvertretung gegenüber säkularen Medienverbänden rund 61 Prozent („unverzichtbar/auch wichtig"). Dem gegenüber tritt die Interessenvertretung gegenüber den staatlichen Stellen mit rund 45 Prozent merkbar zurück.
Im Themenbereich Information wurden die einzelnen Befragungsfelder sehr unterschiedlich beurteilt. Mit am besten schnitten die Informationen über Entwicklungen bei elektronischen Medien ab, die von über 66 Prozent der Befragten als „unverzichtbar" oder als „auch wichtig" deklariert wurden. Überraschend für alle Beteiligten war das sehr positive Echo auf die Fachthemen „Kirche und Religion", die mit über 70 Prozent („unverzichtbar/auch wichtig") zu Buche schlugen. Selbst die Fachthemen „Vertrieb und Marketing" lagen mit immerhin fast 58 Prozent dahinter.
Natürlich zeigt die Befragung auch immer wieder unterschiedliche Gewichtungen bei den AKP-Mitgliedern einerseits und den Mitgliedern des VKB andererseits. Es wird eine zentrale Aufgabe des neuen Verbandes sein, diese unterschiedlichen Bewertungen zu berücksichtigen und – soweit möglich – zusammenzuführen. Hohe Bedeutung messen die Mitglieder des VKB dem geplanten und in der Realisierung befindlichen digitalen Verzeichnis religiöser Bücher bei. Gleiches gilt bei den AKP-Mitgliedern für das bisherige Gesamtverzeichnis katholischer Zeitungen und Zeitschriften. Sehr hoch wird ferner die Ausbildung des Nachwuchses gewichtet, die mehr als 58 Prozent an positiven Nennungen erreichte.
Außerhalb jeder Diskussionen stehen offensichtlich die Fortbildungsveranstaltungen, die mit über 67 Prozent als „unverzichtbar/auch wichtig" charakterisiert wurden. Überraschend ist in dem Zusammenhang, dass viele Mitglieder, nämlich über 40 Prozent, Hilfen zur Persönlichkeitsentwicklung und spirituelle Wegweisung erwarten. Dieses Ergebnis steht, wie einige andere auch, in einem offensichtlichen Gegensatz zur bisher fehlenden Akzeptanz solcher Angebote. Andererseits liegt hier ein typisches Dilemma zwischen den Wünschen der Mitglieder und den tatsächlichen Nutzungen vor, wie dies in der Verbandsarbeit öfter zu beobachten war.

Strategische Ausrichtung

Der Katholische Medienverband hat laut Satzung den Zweck, „seine Mitglieder in ihrem Einsatz für Medien zu unterstützen, ihre Interessen in Kirche und Gesellschaft zu vertreten und die gemeinsame Weiterbildung zu fördern”. Dazu gehört auch, sich für die Verbreitung christlicher Grundwerte in den Medien einzusetzen. Auch sollen die Mitglieder im Bereich der verlegerischen, buchhändlerischen und redaktionellen Arbeit beraten und unterstützt werden. Besonderer Wert wird auf Weiterbildung sowie die Qualifizierung des Nachwuchses gelegt. Durch gezielte Kontakte zu Partnern, Multiplikatoren, Verbänden, Kirchen will der KMV bei inhaltlichen Fragen der "katholischen" Medienpolitik der zentrale Ansprechpartner sein. Ausgehend von der bereits erwähnten Erhebung sollten deshalb die bisherigen erfolgreichen Elemente in beiden Verbänden im neuen Verband gemeinsam qualifiziert weiterentwickelt werden. Wichtig war es auch, den einzelnen Gruppierungen des Verbandes - Redakteurinnen und Redakteuren, Buchhändlerinnen und Buchhändlern, Zeitschriften- und Buchverlegerinnen und -verlegern - eigenständige Foren zur Wahrnehmung ihrer Interessen zu bieten.
So wurde bereits vor der Zusammenlegung der beiden Verbände definiert, dass folgende Leitlinien und Aufgabenfelder Priorität haben sollten:
Die fortschreitende Säkularisierung der Gesellschaft, verbunden mit nachlassender Kirchenbindung und Auflagenrückgang bei Büchern und Zeitungen, fordert einerseits eine stärkere Professionalisierung der Verbandsarbeit; andererseits muss der Verband mit seinen Mitgliedern eine neue Identität erarbeiten und eine neue Form der Nutzenkommunikation finden, die zeigt, was der Verband für seine Mitglieder leistet und in der Zukunft noch leisten kann.
Oberstes Ziel des KMV ist die Stärkung der Akzeptanz bei seinen Mitgliedern, um hierdurch nicht zuletzt auch attraktiv für neue Mitglieder zu sein. Es gilt, das gemeinsame Selbstverständnis der Mitglieder zu definieren und die Neupositionierung des Verbandes nach innen und außen zu kommunizieren.
Ein Kommunikationskonzept, das von allen gemeinsam getragen werden kann und an das sich alle halten können, soll dazu beitragen, in der Öffentlichkeit ein geschlossenes Bild abzugeben und als kompetente Ansprechpartner ernst genommen zu werden.
Richtig verstandene Öffentlichkeitsarbeit schließt – neben der internen Information – mit ein, dass Kontakte zu allen denkbaren Partnern, Multiplikatoren, Verbänden, Kirchen usw. gepflegt werden. Der Verband muss bei inhaltlichen Fragen der „katholischen" Medienpolitik der zentrale Ansprechpartner sein und sich thematische Definitionshoheit erarbeiten.
Höchste Priorität muss der Sicherung der wirtschaftlichen und finanziellen Grundlagen des Verbandes eingeräumt werden. Neben Mitgliedsbeiträgen und kirchlichen Zuschüssen – den traditionellen Finanzierungsmöglichkeiten der beiden Verbände – sind Konzepte zu entwickeln, die eine Refinanzierung der Verbandsarbeit ermöglichen.
Satzungsmäßige Aufgabe ist die Fortbildung, die in beiden Verbänden schon bislang eine wichtige Rolle spiele. Die erworbene Kompetenz gilt es zu erweitern, um damit die derzeitigen Mitglieder zu binden und neue Mitglieder zu rekrutieren. Neben den ad-hoc-Planungen muss auch in diesem Bereich ein strategisches Konzept entwickelt werden, das bedarfsorientiert ausgerichtet ist, Kompetenzen fördert und so attraktiv ist (Inhalt, Kosten, Ort, Referent/-in), dass es auch für Externe interessant wird (Refinanzierung).

Angebote und Dienstleistungen

Zu den Dienstleistungen des Verbandes an seine Mitglieder zählen:

Mitgliederverzeichis,
Regelmäßige Information (gedruckt, per Fax, per E-Mail),
Fortbildungsangebote,
Erfahrungsaustauschgruppen,
Arbeitsgruppen,
Betriebs- und Unternehmensberatung,
Betriebsvergleich,
Marktbeobachtung und Auswertung,
Buch- und Zeitschriftenausstellungen,
Messeauftritte,
Gesamtverzeichnis der Katholischen Presse,
Internetauftritt,
Datenbank "buchreligion.de",
Werbemittel und Beilagenaktionen,
Jobbörse,
Interessenvertretung der Mitglieder und Berufsgruppen.

Der Katholische Medienverband bietet Fortbildungen und Seminare in allen Bereichen der Publizistik für Inhaber, Führungskräfte und Mitarbeiter/-innen in Buchhandel, Verlag und Redaktionen an.
Ein besonderes Anliegen ist dem KMV die Vernetzung der Mitglieder untereinander. Erfahrungsaustauschgruppen (ERFA-Gruppen) und Arbeitsgemeinschaften treffen sich regelmäßig.
Derzeit existieren:
ERFA-Gruppen: Verleger Bistumspresse, Werbe- und Vertriebsleiter, Engagierte Buchhändler, Ordens- und Klosterbuchhandlungen, Konferenz der Ordens- und Missionspresse, Konferenz der Redakteurinnen und Redakteure, Betriebsvergleich, Verbands- und Fachzeitschriften; eine Erfa-Gruppe Chefredakteure der Bistumspresse ist im Aufbau.
Arbeitsgemeinschaften: Internet, ReliBuch-Versand „Inspiration", Einkaufsgenossenschaft bzw. Marketinggemeinschaft Buchhandel, Klosterprodukte, Messevorbereitung, AG Öffentlichkeitsarbeit u. Marketing, AG Fortbildung, AG Wirtschaft u. Finanzen.
Arbeitsgemeinschaften gibt es sowohl als Dauereinrichtung wie auch projektbezogen, also zeitlich begrenzt.

Aus Erfahrungen erwachsene Empfehlungen

Es braucht einen langen Atem (auch nach dem Zusammengehen).
Es muss mehr an Gemeinsamem vorhanden sein als der Wille zu sparen.
Mitglieder müssen einbezogen (befragt) und regelmäßig informiert werden.
Genügend Vorlaufzeit einplanen.
Ist-Zustand, Potenziale und Chancen für eine Zusammenarbeit unvoreingenommen prüfen.
Strategie muss klar definiert sein und bis in die Details gehen.
Zusammenarbeit sollte eventuell in begrenzten Feldern getestet werden.
Unterschiedliche Schwerpunkte und Strukturen nicht einebnen, sondern versuchen, sie zu integrieren, fruchtbar zu machen.
Sich bewusst machen, dass es verschiedene (rechtliche) Formen der Zusammenarbeit gibt (nicht nur die Fusion).
Zusammenwachsen eventuell in mehreren Einzelschritten vollziehen.
Selbstverständnis, Ziele und Aufgaben müssen klar definiert sein und von beiden (allen) Partnern mitgetragen werden.
Rechtzeitig juristische Beratung einholen.
Nutzwert muss für die Mitglieder erkannbar sein/werden.
Mit dem Zusammengehen ist die Arbeit nicht beednet; dann geht es erst richtig los.
(Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)
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Stand 10.2002
w.b.

Wolfgang Bullin, Würzburger katholisches Sonntagsblatt

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